UVC-Klärer, Eisen und Pinselalgen

  • Hallo,


    seit einiger Zeit betreibe ich einen 36W UVC-Klärer an einem 240l-Becken.
    Zuerst sollte er nur im Falle eines Krankheitsausbruches "desinfizieren", da ich wegen der Garnelen im Becken kaum Medikamente einsetzen kann. Versuche haben aber ergeben, dass mit eingeschaltetem Klärer der Laich der Scalare nicht mal in Ansätzen verpilzt und die Corydoras sogar ohne Wasserwechsel regelmäßig ablaichen. Durch die geringere Keimdichte fühlen sich die Fische anscheinend wohler.
    Aus diesen Gründen möchte ich den Klärer eigentlich im Dauerbetrieb betreiben, wenn da nicht die Nebenwirkungen wären.
    Echinodorus major zeigte starke Mangelerscheinungen, Hydrocotyle leucocephala hatte leichte Mangelerscheinungen und wuchs kaum und Bacopa monnieri hat das Wachstum komplett eingestellt.
    Tägliche Gaben von Daydrakon in der empfolenen Dosierung brachten keine Abhilfe, Eisen war mit den üblichen Tests nie nachweisbar. Nun habe ich die Zugabe von Daydrakon schrittweise auf 2 mal 5ml täglich erhöht und meinen Pflanzen geht es wieder gut, Eisen ist in geringsten Mengen (Indikatorverfärbung feststellbar aber noch weit unter 0,1mg/l) nachweisbar.
    Wenn sich nun nicht Pinselalgen als Untermieter aufgrund des vielen ausgefallenen Eisens eingeschlichen hätten, wäre alles ok.
    Meine Frage ist nun, ob es eine Möglichkeit gibt trotz des zugegebenermaßen sehr starken Klärers den Pflanzen genügend Eisen zuzuführen, ohne eine Pinselalgenplage hervorzurufen.


    Viele Grüße


    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    > Meine Frage ist nun, ob es eine Möglichkeit gibt
    > trotz des zugegebenermaßen sehr starken Klärers


    Stimmt, ich hatte schon bei 25 Watt auf 500 l Probleme (als ich testweise für einige Monate einen UV-Klärer in Betrieb hatte).


    > den Pflanzen genügend Eisen zuzuführen, ohne eine
    > Pinselalgenplage hervorzurufen.


    Ich kann nur einige Ideen zur Verfügung stellen.
    Citrat ist ein rel. schlechter Komplexbildner und wird auch aufgrund der leichten biologischen Abbaubarkeit selten eingesetzt (-> Sauerstoffverbrauch). Aber der Citrat-Komplex ist nicht lichtempfindlich.
    Es wäre daher eine Möglichkeit dem Dünger noch zusätzlich Zitronensäure zuzugeben, um das Eisen wenigstens etwas länger in Lösung zu halten.
    Oder man gibt einfach etwas Zitronensäure ins Becken.

  • Hallo Andreas,


    das lässt ja hoffen...


    Allerdings habe ich keine Ahnung, was ich unter "etwas Zitronensäure" verstehen soll, ich würde jetzt mal 2 - 5% der zugegebenen Düngermenge schätzen.
    Gibt es Zitronensäure als Pulver in der Apetheke? Die Zitronensäure aus dem Küchenbedarf wird ja unerwünschte Zusätze enthalten und wie ich gerade ergooglet habe ist der Saft aus Zitronen auch noch keine reine Zitronensäure...
    Oder kann man bei den geringen Mengen die Unreinheit vernachlässigen?


    Viele Grüße


    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    die Zitronensäure aus dem Küchenbereich (zumindest wenn es sich um ein Nahrungsmittel handelt - Backwaren - und nicht um ein Reinigungsmittel) dürfte sehr sauber sein, in der Regel DAB-Qualität. Die kann man auf jeden Fall verwenden.
    Ich würde da ganz pragmatisch vorgehen (ich könnte zwar irgendwas ausrechnen, aber auf Basis welcher Annahmen?), täglich morgens erst mal eine kräftige Messerspitze zugeben und beobachten, ob sich dadurch überhaupt irgendwas verändert.

  • Hallo,


    ich war in der Apotheke und habe kristalline Zitronensäure besorgt und dann experimentiert:
    Ich habe pH, kH, und Fe gemessen, 4g Zitronensäure ins Becken gegeben und 1h gewartet, danach nochmals gemessen und keine Änderung festgestellt (eigentlich habe ich auch keine erwartet, aber man ist ja neugierig). Dann habe ich 5ml Daydrakon zugegeben und wieder eine Stunde gewartet und danach Fe gemessen. Leider war kein Unterschied zu den Messungen ohne Zitronensäure feststellbar, es war wieder nur extrem wenig Fe (< 0,1mg/l) nachzuweisen.
    Ich gehe davon aus, dass 1h ausreicht, um die Zitronensäure gleichmäßig zu verteilen, da ja auch die Fe-Konzentration in dieser Zeit drastisch abnimmt. Als Filter verwende ich einen Eheim 2228 ungedrosselt und der Klärer befindet sich im Hauptstrom.


    Für morgen habe ich 2 x 5ml Daydrakon mit jeweils 2g Zitronensäure vorbereitet, vielleicht ergibt das bessere Ergebnisse.


    Viele Grüße


    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich hätte mich nicht so viel Zitronensäure auf einmal getraut zuzugeben. Die Gefahr einer Bakterienblüte wäre mir dann doch zu hoch gewesen.


    Man braucht keine extrem hohen Eisenwerte, um den Pflanzen genug zur Verfügung zu stellen. Bei täglicher Düngung genügen 0,05 mg/l vollends.


    Ich glaube gar nicht, daß die Zitronensäure sich großartig bei den Messungen bemerkbar macht. Ich würde mein Augenmerk alleine aufs Becken richten, ob sie sich da pos. bemerkbar macht. Das Ziel war ja auch die sehr hohe durch den UV-Kläerer bedingte Tagesdosis an Daydrakon senken zu können.

  • Hallo,



    Andreas Kremser schrieb:
    Hallo,
    > ich hätte mich nicht so viel Zitronensäure auf
    > einmal getraut zuzugeben. Die Gefahr einer
    > Bakterienblüte wäre mir dann doch zu hoch
    > gewesen.


    ich hoffe ja, dass der Klärer dafür sorgt, dass es keine Probleme gibt. Oder gibt es Nebenwirkungen zu befürchten?



    > Man braucht keine extrem hohen Eisenwerte, um den
    > Pflanzen genug zur Verfügung zu stellen. Bei
    > täglicher Düngung genügen 0,05 mg/l vollends.



    Das ist mir schon klar, aber als die Mangelerscheinungen auftraten und ich die Zugabe von Daydrakon schrittweise erhöht habe, habe ich auch immer 1h und 2h nach der Zugabe gemessen. Nach 2h war Fe mit meinem Test nie nachweisbar gewesen, nach 1h erst bei Zugabe von 5ml Daydrakon in Spuren, und ab da ging es den Pflanzen ja auch wieder besser. Deshalb habe ich auch bei der Zugabe von Zitonensäure nach einer Stunde gemessen, um die Werte vergleichen zu können.
    Es hätte vielleicht zum besseren Verständnis beigetragen, wenn ich das schon füher ausführlicher beschrieben hätte.


    So und nun die hoffentlich gute Nachricht:
    Als ich heute 1h nach der Zugabe des Daydrakon/Zitronensäure-Gemisches gemessen habe, hatte ich einen Fe-Gehalt von 0,1mg/l, also eine deutliche Verbesserung durch die Zugabe von Daydrakon/Zitronensäure-Gemisch. Allerdings war nach 2h (mit meinem 08/15 Test) wieder kein Fe mehr nachweisbar.



    > Ich glaube gar nicht, daß die Zitronensäure sich
    > großartig bei den Messungen bemerkbar macht. Ich
    > würde mein Augenmerk alleine aufs Becken richten,
    > ob sie sich da pos. bemerkbar macht. Das Ziel war
    > ja auch die sehr hohe durch den UV-Kläerer
    > bedingte Tagesdosis an Daydrakon senken zu können.



    Ein wenig sitzt mir die Zeit im Nacken, da ich die Pinselalgen nicht zur richtigen Plage werden lassen möchte, deshalb auch die vielen, wenn auch nur richtungsweisenden, Messungen.



    Nun noch zum Verständnis: Ich gehe davon aus, dass die Zitronensäure die anderen nicht so UV-beständigen Chelatoren ersetzen oder ergänzen soll und das meiner Meinung nach besser möglich ist, wenn ich Daydrakon mit Zitronensäure mische und dann erst ins Becken gebe. Da die heutigen Messungen ergeben haben, dass das Fe mit Zitronensäure länger machweisbar ist, werde ich jetzt die Daydrakon/Zitronensäure-Zugabe auf 2 x 2ml täglich reduzieren und hoffen, dass die Pflanzen sich gut weiterentwickeln und die Algen zurückgehen.
    Liege ich da richtig, oder habe ich die beabsichtigte Wirkung der Zitronensäure falsch verstanden? Irgendwie ist es mir nämlich schleierhaft, wie Zitronensäure im Becken mit dem Fe zusammenkommen kann, da es ja recht schnell ausfällt. Oder wird ausgefälltes Eisen durch die Zitronensäure wieder reaktiviert?


    Viele Grüße


    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    > ich hoffe ja, dass der Klärer dafür sorgt, dass es
    > keine Probleme gibt. Oder gibt es Nebenwirkungen
    > zu befürchten?


    nur das was ich schon angesprochen hatte, die Sauerstoffzehrung. Die verhindert auch kein UV-Klärer, da der sauerstoffverbrauchende Abbau hauptsächlich im Filter und in den div. Biofilmen im Becken stattfindet.



    > Nun noch zum Verständnis: Ich gehe davon aus, dass
    > die Zitronensäure die anderen nicht so
    > UV-beständigen Chelatoren ersetzen oder ergänzen
    > soll und das meiner Meinung nach besser möglich
    > ist, wenn ich Daydrakon mit Zitronensäure mische


    Das ist schon richtig. Nur ist Citronensäure eben recht rasch biologisch abbaubar und ein wesentlich schwächerer Chelator, als EDTA und verwandte Verbindungen.


    > Liege ich da richtig, oder habe ich die
    > beabsichtigte Wirkung der Zitronensäure falsch
    > verstanden? Irgendwie ist es mir nämlich
    > schleierhaft, wie Zitronensäure im Becken mit dem
    > Fe zusammenkommen kann, da es ja recht schnell
    > ausfällt. Oder wird ausgefälltes Eisen durch die
    > Zitronensäure wieder reaktiviert?


    Frisch ausgefälltes Eisenhydroxid läßt sich noch ganz gut und rasch wieder in Lösung bringen. Wenn es "altert" (chemisch: eine Modifikationsänderung in eine stabilere Form), ist es außer mit chemischen Brutalmethoden :) kaum noch in Lösung zu bringen.

  • Hallo
    Warum lässt du den UV-Klärer nicht einfach nur einmal in der Woche den ganzen Tag laufen.Oder halt 2 mal in der Woche.Ich habe selber einen und habe ihn dann an eine Zeitschaltuhr gehangen, weil mit so einem Teil der Eisenwert einfach nicht zu halten ist.Und wenn das Becken nur einmal in der Woche "keimfrei" gemacht wird dann geht das doch auch.
    MFG Rico

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    > mal ne andere weiterführende Frage: Leben Fische
    > in der Natur keimfrei?


    das nicht, aber in vielen Gewässern wesentlich keimärmer als in vielen Aquarien. Der Verdünnungsfaktor ist in der Natur eben viel größer.

  • Hallo,


    @ Rico: Einen intermittierenden Betrieb des Klärers möchte ich vermeiden, weil ich möglichst nah an natürliche Bedingungen rankommen will und in der Natur geht es mit der Keimdichte ja auch nicht ständig extrem auf und ab. Außerdem stellen die abgetöteten Keime biologischen "Müll" dar, der das Wasser zusätzlich belastet. Diese zusätzliche Belastung wird wohl keine gravierende Bedeutung haben, aber sie wird sicherlich geringer sein, wenn kontinuierlich eine kleine Menge toter Keime abgebaut werden muss, als wenn in gewissen Zeitabständen riesige Mengen toter Keime anfallen.


    @ all: Die Pinselalgen sind noch nicht wieder ganz weg, aber auf dem Rückzug und ich bin dosiermäßig bei 3 ml Daydrakon mit ca. 10 Kristallen Zitronensäure angekommen. Es scheint alles wieder gut zu werden...
    Eine sonst noch nicht in dieser Form beobachtete Begleiterscheinung musste ich aber feststellen: Meinen Ancistren schmecken die Echinodoren jetzt extrem gut, sie haben teilweise heftige Schäden verursacht. Das führe ich aber darauf zurück, dass ich deutlich sparsamer füttere, seitdem die Pinselalgen sich breit gemacht haben, um ihnen das Leben durch einen möglichst geringen Nitratwert schwer zu machen.


    @ Andreas: Ich habe bis jetzt täglich Daydrakon mit der Zitronensäure gemischt, möchte aber wieder zur Düngung per Dosierpumpe übergehen. Wie ist die leichte biologische Abbaubarkeit der Zitronensäure einzuschätzen? Meine Vorratsflasche, in der sich Ferrdrakon, Ferrdrakon K, Daydrakon und Umkehrosmosewasser zur Verdünnung befinden, reicht für 3 Wochen. Wenn ich nun die entsprechende Menge Zitronensäure (noch nicht abgezählt und ausgewogen, aber max. 2g) hinzufüge, kann da was anfangen zu faulen oder wird die Zitronensäure unwirksam weil nicht mehr vorhanden?


    Viele Grüße


    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    > einzuschätzen? Meine Vorratsflasche, in der sich
    > Ferrdrakon, Ferrdrakon K, Daydrakon und
    > Umkehrosmosewasser zur Verdünnung befinden, reicht


    wie stark ist die Verdünnung? Alle 3 Dünger enthalten ja einen Konservierungsstoff, der bei nicht allzu großer Verdünnung auch für die Lösung inkl. Zitronensäure genügen sollte.
    Trotzdem möglichst sauber arbeiten, d.h. insbesondere kein Hautkontakt zu den Lösungen und Salzen, kein Kontakt mit durch Schlamm oder Aquarienwasser verunreinigten Geräten oder Gefässen. Das bringt alles Keime ein.
    Konservierungsmittel funktionieren umso besser, je weniger "Startkulturen" vorhanden sind.


    Ansonsten muß man es wohl einfach mal ausprobieren.

    • Offizieller Beitrag

    Halli,
    ich hatte gehofft, daß die Verdünnung geringer wäre. Das liegt jetzt im Grenzbereich. Die Konzentration des Konservierungsmittels könnte noch ausreichen, evtl. aber auch nicht.
    Hier hilft meines Erachtens nur Ausprobieren und wirklich wie schon beschrieben möglichst sauber arbeiten, um überhaupt erst möglichst wenige Starterkeime ins Gefäss gelangen zu lassen.