Stengelpflanzen wachsen recht langsam

  • Hallo Herr Dr. Kremser,
    Hallo liebe Forenmitglieder,


    bin neu hier im Forum (aber schon lange Aquarianer).


    Habe folgendes Problem:


    Die Stengelpflanzen in meinem Aquarium wachsen zurzeit recht langsam.
    Nur Hornkraut wächst rasend und Wassernabel gut.
    Zudem gab es leichte Probleme mit Pinsel-, Bart- und Fadenalgen.


    Die Fadenalgen sind jetzt eigentlich weg (war wohl zu viel Eisendünger).
    Neue Bartalgen tauchen eigentlich auch nicht mehr auf und Pinselalgen wachsen kaum noch.


    Dünge zurzeit noch mit dem Restbestand eines Konkurrenzprodukts (verwende etwas weniger als vorgegebenen). Da mir die Dosierung sehr unlogisch vorkommt (und der Rest bald weg ist), werde ich bald auf Ferrdrakon umstellen.


    Nach Recherche im Forum bin ich auf die Themen Phosphatmangel (und das Redfield-Verhältnis) gestoßen. Im Becken ist mit eher <0,05 mg/L wohl recht wenig PO4 vorhanden. Aber lt. Wasserversorger sind dem Trinkwasser Natriumorthophosphat, Natriumpolyphosphat und Natriumsilikate zugesetzt (lt.Trinkwasseranalyse 1,4 mg/l Phosphat gesamt, hab's noch nicht nachgemessen). Weitere Werte: Silikat 14,3 mg/L NO3 37mg/L :-(, GH: 13


    Bin jetzt echt verwirrt; kann das schlechte Wachstum trotzdem an zu wenig PO4 liegen?
    Oder was könnte sonst ursächlich sein?


    Schon mal danke für Rückmeldung(en)
    Dominik




    Hier einige Angaben zum Becken:


    Standzeit ca. 10 Monate
    Größe des Aquariums: 80x35x50 cm; 140 L brutto
    Welcher Bodengrund (+ evtl. Nährboden) und Körnung: ca. 7 cm Aquariengrund 1-2 mm + 2 cm Nährboden; 3 Terrdrakon SE Kugeln


    Beleuchtungsdauer: 5 h - 3 h Mittagspause - 5 h
    T8 2 x 18 W - vorne 1 x 940 coolwhite, hinten 1 x 840 coolwhite
    ohne Reflektoren - nicht gerade effizient :(


    FILTERUNG:
    Außenfilter mit ca. 3 L Volumen, angegebene Durchflussmenge 700 L/h, habe ihn daher gedrosselt, kaum Oberflächenbewegung


    CO2 ANLAGE:
    Druckgas-CO2 Anlage mit Keramik-Diffusor
    ohne Nachtabschaltung, ohne pH Steuerung
    kein Dauertest vorhanden


    WASSERWERTE IM AQUARIUM:
    Temperatur in °C: 25


    gemessen am 14.03.2013 mit Tröpfchentest der Marke #b#


    pH-Wert: 7
    KH-Wert: 7
    Eisen): 0,05 mg/L
    NO3: 15 - 20 mg/L
    PO4: eher <0,05 mg/L lt. Test (der auch verstecktes PO4 messen soll)



    WASSERWECHSEL:
    zweiwöchentlich, 30% des Gesamtvolumens (reines Leitungswasser)


    PFLANZENLISTE:
    Echinodorus ozelot
    Echinodorus Marble Queen
    Echinodorus spec. grisebachii
    Cryptocoryne wendtii
    Ceratophyllum demersum
    Hydrocotyle leucocephala
    Cabomba caroliniana
    Anubias barteri var. nana
    Hygrophila difformis
    Hygrophila corymbosa Thailand
    Rotala spec. Grün
    Polygonum sp. Sao Paulo


    Boden geschätzt zu 60% mit Pflanzen bedeckt.


    BESATZ:
    10 x Glühlichtsalmler
    5 x Metallpanzerwels
    4 x Otocinclus


    Bilder:
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Nach Recherche im Forum bin ich auf die Themen Phosphatmangel (und das Redfield-Verhältnis) gestoßen. Im Becken ist mit eher <0,05 mg/L wohl recht wenig PO4 vorhanden.

    tatsächlich ist das sehr wenig PO4. Man darf sich dabei vor Augen halten, daß PO4 tatsächlich der Wachstumsfaktor schlechthin ist. Sowohl Größe als auch Wuchsgeschwindigkeit sind stark abhängig von genug PO4-Zufuhr.

    Zitat

    Aber lt. Wasserversorger sind dem Trinkwasser Natriumorthophosphat, Natriumpolyphosphat und Natriumsilikate zugesetzt (lt.Trinkwasseranalyse 1,4 mg/l Phosphat gesamt, hab's noch nicht nachgemessen). Weitere Werte: Silikat 14,3 mg/L NO3 37mg/L :-(, GH: 13

    Leider sind Silikate in größeren Mengen störend, während Polyphosphate nicht nur nicht als Dünger wirken, sondern durch Ihre Chelatoreigenschaften auch noch die Düngung mit Spurenelementen stören.
    Erst nach chemischen oder bakteriellem Aufschluß zu Orthophosphaten nützen diese Stoffe wieder.
    Wirklich vermeiden kann man zugesetzte Polyphosphate dauerhaft nur durch die Verwendung von UO-Wasser oder von Wasser aus anderen Polyphosphat-freien Quellen.

    Zitat

    FILTERUNG:
    Außenfilter mit ca. 3 L Volumen, angegebene Durchflussmenge 700 L/h, habe ihn daher gedrosselt, kaum Oberflächenbewegung

    Nicht zu stark drosseln. Eine gewisse Wasserbewegung stärkt die Pflanzen und verteilt die Nährstoffe besser.

    Zitat

    WASSERWECHSEL:
    zweiwöchentlich, 30% des Gesamtvolumens (reines Leitungswasser)

    Bitte, wenn etwas nciht funktioniert, mehr Wasserwechsel machen. Besser ist sowieso wöchentlicher Wasserwechsel. Evtl. läßt sihc ein Teil der Probleme schon alleine dadurch beheben, daß man wöchentlich 50 % Wasserwechsel oder mehr macht.

    Zitat

    PO4: eher <0,05 mg/L lt. Test (der auch verstecktes PO4 messen soll)

    ich kenne keinen Test, der ohne Aufschluß (ansäuern auf pH 1 -2 und wenigstens 10 Minuten zum Sieden erhitzen) Polyphosphate erfasst.

  • Hallo,


    ich kenne keinen Test, der ohne Aufschluß (ansäuern auf pH 1 -2 und wenigstens 10 Minuten zum Sieden erhitzen) Polyphosphate erfasst.


    Offtopic: Ein bekannter Aquaristikhersteller mit drei Buchstaben schrieb vor ein paar Monaten auf seiner Homepage, daß sein Phosphattest Polyphosphate erfassen würde. Ob das stimmt, kann ich als chemischer Laie allerdings nicht beurteilen. Mir war das jedenfalls im Gedächnis geblieben, weil ich kurz vorher Artikel und Diskussionen über die "Bedrohung" der Aquaristik durch Polyphosphate gelesen hatte.


    Viele Grüße,
    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Offtopic: Ein bekannter Aquaristikhersteller mit drei Buchstaben schrieb vor ein paar Monaten auf seiner Homepage, daß sein Phosphattest Polyphosphate erfassen würde. Ob das stimmt, kann ich als chemischer Laie allerdings nicht beurteilen.


    Ich kann das auch als Chemiker nicht wirklich beurteilen. Dazu müßte ich wissen, wie der Test arbeitet.
    Eines kann ich dazu sagen, ohne Aufschluß wird's def. schwierig. Außerdem sind es ja dann im Prinzip zwei Testverfahren, die man in einem Ergebnis zusammenfassen möchte. Polyphosphate und Orthophosphate reagieren jeweils ganz unterschiedlich. Die übliche Reaktion, die zu dieser Blaufärbung führt (bei der Orthophosphate mit Molybdaten unter Zuhilfenahme eines Reduktionsmittels zu einem blauen Farbstoff reagieren), wird von Polyphosphaten nicht eingegangen.
    Um Polyphosphate zu Orthophosphaten aufzuspalten, bedarf es einer starken Säure und Zeit (oder, um die Zeitspanne abzukürzen, Hitze).
    Wenn die bekannte Firma einen tollen Katalysator oder eine spezielle Reaktion gefunden hat (der sich auch noch für die paar EUR die ein Test für Aquarianer kosten darf, realisieren läßt), dann kenne ich den oder die jedenfalls nicht.


    Man könnte das testen, indem man sich ein definiertes Polyphosphat im Chemikalienhandel besorgt und überprüft, ob der Test das wirklich erfassen kann. Da wir kein analytisches Labor sind, und auch keinen wirtschaftlichen Vorteil davon haben, wenn wir das untersuchen, überlassen wir das gerne jemanden, der einen direkten Vorteil daraus zieht.

  • Hallo Herr Dr. Kremser,


    vielen Dank für diese sehr ausführlichen Infos zum Thema "Phosphate" sowie deren Messbarkeit.


    Verstehe ich das jetzt so richtig, dass eine Zugabe von Orthophosphaten (in Form von Eudrakon P)
    den Pflanzen auf die Sprünge helfen könnte, da Polyphosphate nutzlos sind?


    Habe den Filter nur gering gedrosselt; trotzdem danke für die Zusatz-Info bzgl. Wasserbewegung.


    Werde jetzt mal den WW wöchentlich durchführen.


    Ist es bei den hohen Nitratwerten im Leitungswasser wirklich sinnvoll,
    so große Wassermengen (50 % oder mehr) zu wechseln?
    Dadurch steigt eigentlich ja der Nitrateintrag.


    Im Voraus vielen Dank für eine Antwort.


    Viele Grüße
    Dominik

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Verstehe ich das jetzt so richtig, dass eine Zugabe von Orthophosphaten (in Form von Eudrakon P) den Pflanzen auf die Sprünge helfen könnte, da Polyphosphate nutzlos sind?

    ja, das ist so richtig.

    Zitat

    Ist es bei den hohen Nitratwerten im Leitungswasser wirklich sinnvoll, so große Wassermengen (50 % oder mehr) zu wechseln? Dadurch steigt eigentlich ja der Nitrateintrag.

    Ok, das hatte ich in meiner Antwort nicht mehr im Kopf.
    Das ist ein echtes Dilemma. Hier arbeitet der hohe Nitrat-Eintrag natürlich gegen den positiven Effekt der Wasserwechsel. Leider gibt es da keinen einfachen Ausweg. Man muß entweder einen guten Mittelweg finden, oder mit Wasser anderer Quelle arbeiten (z.B. zumindest teilweise UO-Wasser).