cyanobakterien noch und nöcher

  • hallo und guten tag.


    Ich betreibe ein offenes Aquarium mit den Maßen 70x60x50.
    Die Beleuchtung besteht aus einer HCI NDL 70W.
    Das sollte bezogen auf das Nettovolumen in etwa 0,4W/l entsprechen.
    Beleuchtet wird 2x5 Stunden mit einer Mittagspause von 4 Stunden.
    Während der Beleuchtungsphase wird CO2 zugegeben, so daß in etwa 20mg/l (falls man dem Indikator glauben darf) zur Verfügung stehen.
    Ich betreibe einen HMF, welcher in 4 Jahren einmal gereinigt wurde.


    Meine Wasserwerte früher:


    ph: ca: 6,8
    NO3 ca: 20- 25 mg/l
    PO4 ca: 0,0 mg/l
    Fe2/Fe3 ca: 0,0 mg/l


    Der PO4- Wert wurde durch eine KH2PO4- Lösung (einigermaßen regelmäßig täglich) auf 0,1 mg/l angehoben.


    Fe2 und Fe3 wurden durch einen Ferrdrakon ähnlichen Dünger täglich auf ca. 0,05- 0,1 mg/l angehoben.


    Kalium wurde (im Trinkwasser ca 0,5 mg/l) sporadisch mit einer Kaliumcarbonatlösung auf 1-5mg/l angehoben. (nach Gefühl, da keine Kaliummessung vorgenommen werden kann)


    Die Bepflanzung besteht aus:


    Rotala rotundifolia, Rotala macrandra, Lobelia cardinalis, Hydrocotyle leucocephala, Valisneria nana, Sagittaria subulata, Ludwigia repens, Hygrophila polysperma, einer Nymphaea lotus, Moosen sowie dem obligatorischen Riccia und je nach Nährstoffverhältnissen mehr oder weniger Lemna minor.


    Das Wachstum in den 4 Jahren reichte von dschungelartig üppig bis zufriedenstellend, einige Pflanzen wie z.b. Hydrocotyle leucocephala oder Rotala macrandra sind zwischenzeitig fasst eingegangen, konnten aber aus "Restbeständen" immer wieder aufgebaut werden.
    Es gab ein permanentes aber einigermaßen kontrollierbares Fadenalgenproblem, wahrscheinlich auf Grund des relativ hohen Nitratwertes im Bezug zu den anderen Makronährstoffen. Blaualgen spielten praktisch keine Rolle.


    Das Problem besteht darin, daß sich seit einem Jahr Cyanobakterien zunehmend wohler fühlen.


    Am Anfang siedelten sie lediglich im oberen Bereich des Mattenfilters und konnten relativ unproblematisch wöchentlich abgesaugt werden.


    Vor vier Monaten habe ich folgende Veränderungen vorgenommen:


    1. Da ich die tägliche manuelle Düngung satt hatte wurde zunächst die Eisenvolldüngerversorgung
    durch eine Peristaltikpumpe automatisiert. Es wird nun 2x täglich eine halbe Stunde vor Zündung der Lampe ein Eisenvolldünger, demnächst Ferrdrakon, in entsprechender Lösung zugeführt.
    Seit dieser Veränderung wachsen vor allem Rotala macrandra, aber auch die als relativ anspruchslos geltende Hydrocotyle leucocephala (die zwischenzeitlich bis auf einen Stängel praktisch verschwunden war) wesentlich besser. Offensichtlich scheint eine regelmäßige exakte Versorgung mit wenig mobilen Nährstoffen generell von Vorteil zu sein, denn fast alle Pflanzen sind wesentlich kräftiger und grüner. KH2PO4- Lösung wird noch manuell gegeben, soll aber auch demnächst automatisch zugeführt werden falls sie überhaupt nötig ist siehe unten.


    2. Seit diesem Jahr kultiviere ich sowohl Lobelia cardinalis als auch den Wassernabel auch emers, mittlerweile ist insbesondere der Wassernabel zu einem recht ansehnlichen Bestand herangewachsen und "verziert" recht dekorativ insbesondere den Mattenfilter, macht sich aber zunehmend daran das ganze Becken zu umrahmen. Beide Pflanzen blühten im Sommer und scheinen sich somit recht wohl zu fühlen.


    Trotz einem eigentlich recht zufriedenstellenden Pflanzenwachstum siedeln die Cyanobakterien zunehmend im ganzen Becken. Sie müssen zumindest wöchentlich abgesaugt werden, um den Pflanzenbestand nicht zu schädigen. Es sieht nicht schön aus und ist auch ein ziemlicher Aufwand insbesondere den Befall an einzellnen Internodien oder Triebspitzen wirklich sauber zu entfernen.


    Ich habe lange keine Wasserwerte gemessen und staunte nicht schlecht als ich es tat.


    NO3 ist mittlerweile auf ca. 10- 15 mg/l abgesunken, ich vermute einerseits die emersen Populationen, als auch die kontinuierliche Mikronährstoffzufuhr sind dafür verantwortlich.


    PO4 habe ich mit 0,5 mg/l gemessen, es wahr früher kaum nachweisbar!


    Die anderen Werte dürften sich nicht wesentlich verändert haben, Fe liegt jetzt stabil bei ca. 0,1.


    Da Ferrdrakon meiner Ansicht nach ein wesentlich günstigeres Verhältnis zwischen K und Fe aufweißt als der früher von mir verwendete Dünger, und ja auch durch die Monokaliumphosphatlösung K zugeführt wird, werde ich wohl auf Pottasche verzichten können.


    Abgesehen von dem Cyanoproblem sind allerdings seit den oben beschriebenen Umstellungen die Moose und Riccia praktisch eingegangen, wohingegen wie gesagt alle anderen Pflanzen recht gut wachsen.


    Das Fadenalgenproblem wurde durch die Cyanos abgelöst. ;)


    Ich hoffe ich konnte das Problem einigermaßen verständlich beschreiben und würde mich über Ratschläge freuen.


    MfG. aquarius

  • Hallo Aquarius,


    kann es sein, dass Du die Pflanzen mit Überwasserblättern wieder in den Aquarienboden einpflanzt? Die Kandidaten hinter der Rotala macranda sehen so aus (deutliche Adern, unebene Blattoberfläche). Diese Blätter vergammeln und sind dann Hauptanziehungspunkt für Cyanos.


    Weitere Möglichkeiten: Sonne scheint ins AQ, das hat im Frühherbst bei mir auch immer zu Cyanos geführt, die sich aber nur selten gehalten haben. Bei den ersten Anzeichen habe ich mit einem Luftsprudler und viel Wasserwechsel dagegengehalten.


    Den Bildern nach zu urteilen (Pflanzenränder, Oberfläche und Boden befallen), würde ich eine 3-5-tägige Dunkelkur durchführen, Belüften dabei nicht vergessen.


    Gruß,
    Ulrike