Quarzsand 0,4-0,6 und Terrdrakon - Trennung mit Vlies möglich

  • Hallo,


    ich beabsichtige, ein Becken mit Quarzsand 0,4-0,6 mm einzurichten. Erstmals wollte ich einen Bodenzusatz verwenden und bin dabei auf Terrdrakon gestoßen. Nur schrecken mich die zu erwartenden "roten Wolken" ab, die gerade auch beim empfohlenen Herausziehen älterer Stängelpflanzen mit Sicherheit entstehen werden.


    Jetzt meine Frage:


    Könnte man direkt über dem eingebrachten Terrdrakon ein etwa 1mm dickes Geo-Vlies einbringen und dieses dann mit dem restlichen Quarzsand bedecken, in der Hoffnung, dass die Nährstoffe dann durch das Vlies an die Wurzeln diffundieren? Oder ist es zwingend notwendig, dass die Pflanzen direkt mit ihren Wurzeln in das Terrdrakon vordringen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Nur schrecken mich die zu erwartenden "roten Wolken" ab, die gerade auch beim empfohlenen Herausziehen älterer Stängelpflanzen mit Sicherheit entstehen werden.

    ich habe das in den ganzen Jahren in der Praxis nie als wirklich problematisch empfunden. So alt werden wachsende Stengelpflanzen üblicherweise nicht. Das bisschen Trübung durch das Herausziehen der bewurzelten Stengel ist bei einem eingefahrenem Filter 1 Stunde nach der Pflanzaktion zum größten Teil verschwunden.
    Was anderes ist es tatsächlich, wenn man eine jahrelang verwurzelte Amazonas o.dgl. herauszieht. Das gibt aber auch ohne zugesetzten Bodengrund eine rege Sauerei.

    Zitat

    Könnte man direkt über dem eingebrachten Terrdrakon ein etwa 1mm dickes Geo-Vlies einbringen und dieses dann mit dem restlichen Quarzsand bedecken, in der Hoffnung, dass die Nährstoffe dann durch das Vlies an die Wurzeln diffundieren? Oder ist es zwingend notwendig, dass die Pflanzen direkt mit ihren Wurzeln in das Terrdrakon vordringen?

    Viele Nährstoffe aus dem Bodengrund können sich die Pflanzen tatsächlich nur erschließen, wenn die Wurzelhärchen direkten und unmittelbaren Kontakt zum Substrat haben. Ein Teil der puffernden Funktion des Terrdrakons bliebe trotzdem erhalten, aber optimal eingesetzt wäre es so nicht.

  • Hallo Herr Kremser,


    danke für die - wenn auch nicht so erhoffte- Antwort.
    Meine Absicht ist, mein Becken vorerst relativ unselektiert mit vielen und schnellwüchsigen Pflanzen zu besetzen, wobei die Ambition besteht, nach der Stabilisierung des Beckenmilieus eine Selektion der vorhanden Pflanzen durchführen zu wollen. Dabei kann es dann schon vorkommen, dass auch wurzelreiche Pflanzen umgesetzt/entfernt werden müssen. Weiterhin beabsichtige ich, mein Aquarium soweit es geht ohne Filtermedien zu betreiben (geringer Besatz) und da gäbe es wohl kaum Chancen, eine aufgekommende Trübung auszufiltern.


    Ich habe mir vor einigen Jahren aus Terrdrakon selbst Düngekugeln geformt, als es diese noch nicht fertig gab. Dies ging anfangs gut, allerdings nach einiger Zeit holte ich immer wieder bei Pflanzaktionen Reste dieser Kugeln an die Oberfläche und ins Wasser, was mich schon arg störte.


    Da werde ich mich wohl doch nach einer Alternative umsehen müssen. Schade auch, dass es Terrdrakon nur in rot gibt, hell würde es mich wahrscheinlich etwas weniger nerven. Gerade auch weil der feine Nebel sich dann auf den Pflanzen und dem Bodengrund absetzt.


    Viele Grüße
    Holger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    weiterhin beabsichtige ich, mein Aquarium soweit es geht ohne Filtermedien zu betreiben (geringer Besatz) und da gäbe es wohl kaum Chancen, eine aufgekommende Trübung auszufiltern.

    da haben Sie wohl recht. Allerdings würde ich trotzdem eine Strömungspumpe installieren, denn auch Pflanzen benötigen eine gewisse Strömung, weil sonst die Wassergrenzschicht an ihrer Oberfläche extrem stark an Nährstoffen verarmt.

    Zitat

    Schade auch, dass es Terrdrakon nur in rot gibt, hell würde es mich wahrscheinlich etwas weniger nerven.

    Die Farbe läßt sich leider nicht vermeiden, weil die eingesetzte Eisenspeicherform nun mal rot ist (s. Laterit). Die Tonbestandteile der Mischung wären weiß.
    Tut mir leid, daß mir da keine besserer Vorschlag einfällt, aber vielleicht hat ja noch ein der Mitleser eine gute Idee.

  • Hallo Herr Kremser,

    Hallo,
    da haben Sie wohl recht. Allerdings würde ich trotzdem eine Strömungspumpe installieren, denn auch Pflanzen benötigen eine gewisse Strömung, weil sonst die Wassergrenzschicht an ihrer Oberfläche extrem stark an Nährstoffen verarmt.


    Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich werde das Becken möglichst ohne Filtermedien betreiben, nicht techniklos. Ich werde einen großen Außenfilter betreiben, der aber ohne Schwämme mit maximalem Durchsatz laufen wird.


    Viele Grüße aus Leipzig
    Holger

  • Hallo Holger ! Den Filter ohne Schwämme zu betreiben, läßt mich aufhorchen, zumal man ja immer wieder hört, dass man den Filterdurchlauf sogar drosseln sollte . Du strebst das Gegenteil an , was sind Deine Gründe dafür ?
    Hast Du schon AQ so betrieben und wenn ja, wie lange und bei welchem Fischbesatz?
    Liebe Grüße aus dem bayerischen Friedberg - Claudia

  • Hallo Claudia,


    ich habe zur Zeit ein 200l-Becken am Laufen, welches mäßig besetzt ist (ca. 20 hyphessobrycon columbianus. Auch in diesem habe ich als Bodengrund Quarzsand und einen EHEIM Prof. II Außenfilter komplett ohne Filtermedien, der mit vollem Durchsatz nur als Strömungsquelle fungiert.
    Das funktioniert, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen:
    Mein Becken ist ein sehr stark bepflanztes Becken, welches allerdings seit Jahren ein Algenproblem hat, das ich aber nach vielen Versuchen der Düngeumstellung, Wasserwechselung, mager- oder fetten Düngung nun dem Bodengrund anschulde. Ich habe vor langer Zeit in Unwissenheit einige Dinge angestellt, die nicht ausschließen lassen, dass sich im Bodengrund diverse chemische Verbindungen eingelagert haben, die jetzt evtl. unkontrolliert wieder in Lösung gehen und die Stabilität des Beckens gefährden. Deshalb werde ich das Becken komplett neu einrichten (in einem neuen Glasbecken, da das alte auch schon etwa 15 Jahre alt ist und diverse optische Macken und Kratzer hat.)
    Das Stichwort hierzu ist Geringfilterung. Normalerweise bin ich in einem anderen Forum unterwegs, welches sich hauptsächlich mit der Kunst des Aquascaping befasst und da gibt es die Theorie, dass es bei genügend Masse an (schnellwüchsigen) Pflanzen keine extra Filtermedien braucht, um Besiedlungsfläche für die nützlichen Bakterien zu schaffen. Hier wird das anfallende Ammonium zum größten Teil direkt von den Pflanzen verbraucht und es entsteht relativ wenig Nitrit, was umgewandelt werden muss. Immer natürlich im Verhältnis zum Besatz gesehen. Im Diskusbecken wird dies so nie funktionieren.
    Was die angesprochene Drosselung des Filters zum Ziel haben soll, kann ich Dir nicht sagen. Evtl. dass die Bakterien mehr Zeit haben, die Schadstoffe abzubauen. Ich weiß nur, dass die Nitrifikation - also der Abbau von Ammonium zu Nitrit und weiter zu Nitrat ein aerober Prozess ist, also Sauerstoff benötigt. Dies läuft besser bei schnellem Filter oder sogar außerhalb des Filters. Durch die Drosselung des Filters entstehen in diesem aber anerobe (sauerstofffreie) Zonen, in denen dann die Denitrifikation ablaufen könnte, also der Abbau von Nitrat in molekularen Stickstoff (N) und andere Produkte. Dies ist sicher sinnvoll, um in schwach bepflanzten und stark besetzten Becken die Schadstoffe (bzw. Algennährstoffe) möglichst zu eliminieren.
    Ich brauche aber das Nitrat für meine Pflanzen und möchte nicht, dass dies im Filter "verschwindet". Weiterhin kann es im Filter auch zu Ausfällungen anderer Verbindungen (z.B. Eisenphosphat usw.) kommen, welche mir ebenfalls als Pflanzennährstoff fehlen. Hochbrisant ist in diesem Zusammenhang der HMF (Hamburger Mattenfilter), der im stark bepflanzten Becken ein echter Nährstoffvernichter sein kann.
    Ich bin sicher nicht der Fachmann in Sachen Biochemie, aber dies ist mein Verständnis über die Abläufe im Aquarium. Gern lasse ich mich aber auf Denkfehler oder Irrtümer hinweisen.


    Eines noch: Man sagt auch, dass der Bodengrund auch als Filter funktioniert. Ich habe bewusst Quarzsand gewählt, um zu verhindern, dass Mulm oder andere Stoffe in den Bodengrund eindringen, von deren Existenz ich zwar weiß, deren Wirkung auf das Beckenmilieu ich aber nicht einschätzen kann. Lieber halte ich die Wasserwerte auf einem mir bekannten Niveau und werde nicht immer wieder durch vielleicht sich zurück lösende Stoffe aus dem Boden überrascht. Mein Boden dient höchstens oberflächlich als Besiedlungsfläche für Bakterien und das scheint zu genügen.


    Ich hoffe nicht, dass jetzt der eine oder andere vom Glauben an jahrelang erworbenes Wissen abfällt, nur weil meine Theorie dem komplett entgegen steht. Es gibt sicher viele Wege, die zu einem funktionierenden Aquarium führen. Ich will hier auch keine Grundsatzdiskussion anfangen. Dazu bin ich zu sehr Laie. Ich praktizieren diese Theorie und es funktioniert – mehr nicht.