Wuchsdepressionen bei verschiedenen Pflanzen

  • Hallo allerseits,


    ich habe seit etwa fünf Wochen mit Wuchsdepressionen bei verschiedenen Pflanzen zu kämpfen, u. a. Hygrophila corymbosa, Ludwigia mullertii und Bacopa caroliniana. Neue Blätter sind klein, verdreht und knitterig (siehe Fotos), die Pflanzen wachsen langsamer und bei Wasserfreund und Bacopa sind Triebspitzen abgestorben. Die Ursache ist vermutlich Phosphatmangel. Allerdings habe ich auch seit längerem mit massiven Algenproblemen (Cyanos, Grünalgen etc.) zu kämpfen, die bei Zugabe von mehr PO4 vermutlich nicht geringer werden. Ich kratze jetzt schon jede Woche etwa 2 Stunden lang Algen von Blättern, Scheiben, Steinen, Wurzeln und vom Bodengrund. Die Ecken des Beckens sind aber nicht erreichbar und werden auch nicht gereinigt.


    Das Becken hat 200 l ist dicht bepflanzt (siehe Foto) und wird von 9 Gelben Kongosalmlern, 8 Königssalmlern, 2 Afrikanischen Schmetterlingsbuntbarschen, 5 Dreistreifen-Panzerwelsen und 1 Ringelhechtling bewohnt. Das Becken steht so seit zwei Jahren. Der anfangs eingebrachte Bodengrunddünger dürfte mittlerweile verbraucht sein. Weitere Fakten:
    - Beleuchtung mit 2x 30 W T8, eine 865er, eine Philips Aquarelle = 0,3 W/l
    - Außenfilter Eheim Ecco Pro 300
    - leichte Ansäuerung auf pH 7-7,5 mit Erlenzäpfchen
    - kein CO2


    Wöchentlich erfolgt ein 30-50 %iger WW mit Leitungswasser des örtlichen Versorgers. Werte unter:
    www.drewag.de/media/pdf/de/rei…_hosterwitz_tolkewitz.pdf


    Dem Wechselwasser wird Aquadrakon Black in der empfohlenen Dosierung von 10 ml je 40 l zugegeben.


    Nährstoffgaben erfolgen derzeit wie folgt:
    - Fe: täglich 2 ml Ferrdrakon = 0,01 mg/l
    - NO3: durch den WW 1x wöchentlich = 5-6 mg/l
    - PO4: 1x wöchentlich 20 ml Eudrakon P = 0,5 mg/l
    - K: 1x wöchentlich 20-26 ml Aquadrakon Black = 2,8-2,9 mg/l


    Die Wasserwerte werden immer vor dem WW gemessen und sind wenig auffällig. Eisen ist immer zwischen 0,05 und 0,1 mg/l (also eigent,ich höher als die Zugabe), NO3 schwankt zwischen 3 und 10 mg/l, PO4 ist eine Woche nach der Zugabe nicht mehr nachweisbar.


    Die Fragen sind:
    1. Ist es Phosphatmangel?
    2. Reicht meine Düngung 1x wöchentlich auf 0,5 mg/l aus, um das Problem mittelfristig wieder zu beheben?
    3. Herrscht irgendein anderes Ungleichgewicht, was das enorme Algenwachstum induziert?


    Bin für jeden Hinweis dankbar, der das Algenwachstum verringert und den Pflanzen wieder mehr Leben einhaucht.


    Viele Grüße


    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    wie ist denn die KH im Becken?
    Ich glaube, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich hier behaupte, daß sich die Situation deutlich entspannen würde, wenn man CO2 zuführen würde. Die momentane Menge wird zu gering sein und rührt hauptsächlich aus der unregelmäßigen Freisetzung von CO2 aus der KH durch die Huminsäuren aus den Erlenzäpfchen.

  • Hallo,


    vielen Dank für Ihre Antwort. Die KH im Becken liegt konstant bei 4. Ich habe vor einigen Monaten mal täglich Kalium zugeführt, mittels Kaliumcarbonat. Dadurch erhöhte sich die KH auf 6. Ich habe das dann auf die wöchentliche Kaliumgabe mit Aquadrakon Black reduziert. Das war ein Versuch, das Algenwachstum einzudämmen. Allerdings hat das nichts gebracht und die Pflanzen wuchsen damals immerhin besser. Ich hatte das bisher nur nicht mit der erhöhten KH in Verbindung gebracht. Wäre natürlich mal einen Versuch wert. CO2 aus der Flasche zuzuführen scheidet derzeit leider aus Platzgründen aus. Ich hielt das bisher auch immer für unnötig, weil ich vor Beginn der Ungleichgewichte im Becken (etwa vor 1,5 Jahren) sehr gutes Pflanzenwachstum hatte. Da habe ich wöchentlich einige Handvoll Pflanzenmassen entsorgt. Das stagnierte dann infolge des Verbrauchs des Bodengrunddüngers und fehlender Nährstoffnachlieferung über Flüssigdünger. Damals war ich noch kein "Düngeprofi". Die schlimmsten Cyanoblüten habe ich dann vor einem halben Jahr mit Dunkelkuren, Aufforsten und Düngung in den Griff bekommen. Bis eben vor etwa einem Monat die Pflanzen zusehends verkrüppelten. Seitdem werden die Cyanos wieder mehr.


    Ich werde mal als Sofortmaßnahme wieder zur täglichen K2CO3-Zufuhr übergehen und damit die KH erhöhen. Mal schauen, ob's hilft.


    Viele Grüße


    Jan

  • Hallo,


    ja klar, ich werde berichten. Nach einer Woche täglicher Zugabe von 5 ml 90 %-iger K2CO3-Lösung (meint 90 g K2CO3 auf 1 l Wasser) liegt die KH noch bei 4. Die 5 ml entsprechen nach meiner Rechnung einer Kaliumzugabe von 1,3 mg/l. zusammen mit dem Aquadrakon Black komme ich dadurch wöchentlich immer auf 8 bis 10 mg K-Düngung pro Liter Aquarienwasser. Das sollte eigentlich nicht zu viel sein. Mal schauen, was passiert. Beim letzten Mal hat's aber auch ein bisschen gedauert bis die KH anstieg.


    Parallel dazu will ich versuchen, mir eine BioCO2-Anlage zu basteln. Hab die Einzelteile schon geordert.


    Viele Grüße


    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ja klar, ich werde berichten. Nach einer Woche täglicher Zugabe von 5 ml 90 %-iger K2CO3-Lösung (meint 90 g K2CO3 auf 1 l Wasser) liegt die KH noch bei 4.

    um das klarzustellen und Verwirrung zu vermeiden:


    Das ist eine 9 %ige Lösung!


    Genau genommen 9 g zu lösender Stoff in 1000 g Lösung (nicht 9 g + 1000 g Lösungsmittel!)

  • Hallo Jan !
    Ein Tip zum Thema BioCo2-Anlage: für den Bio-Reaktor gibt es viele Anleitungen im Internet - das wirst Du schon
    wissen; aber mach unbedingt eine "Paffrath-Schale" dazu. Die Anleitung dafür gibts auch im Internet und bringt unheimlich
    guten Erfolg. Ich habe nach mehrern Anläufen -ohne Schale- endlich eine funktionierende Co2-Versorgung auf diesem einfachen und billigen Weg gefunden. Für die Paffrath-Schale braucht man nur eine Schale, z.B. "Tupper-Schälchen", Margarine-Schachtel zugeschnitten od.ä. Da die Co2-Produktion bei der Bio-Anlage unregelmäßig abläuft, bzw. auch nachts, kann durch die Paffrath-Schale ein Vorrat im AQ gehalten werden. Das ist wirklich einfach - auch wenn es sich im Moment nicht so anhört.
    Viiiiiiel Erfolg - schreib wieder im Forum von Deinem AQ - interessiert mich wirklich !
    Grüße vom WeissenHai alias Claudia

  • Hallo Claudia!


    Vielen Dank für den Tipp. Ich werkle nun schon seit einer Woche und noch läuft kein CO2. ich hatte mir einen Diffusor gekauft, um dann festzustellen und auch nachzulesen, dass der Druck einer Bio-Co2-Anlage nicht für einen Diffusor reicht. Jetzt will ich ein T-Stück in den Filterauslauf einbauen, weil ich die Flipper einfach zu voluminös fand, um sie mir ins Becken zu hängen.
    Aus Platzgründen kann ich keinen allzu großen Reaktor, wie z. B. einen 5-l-Kanister aufstellen. Insofern dürften meine zwei 1,5-l-Colaflaschen für mein 200er Becken eher unterdimensioniert sein, so dass ich die 20 mg/l wohl nicht erreichen werde. Ich will immer wöchentlich alternierend eine der beiden Flaschen wechseln. Insofern mache ich mir wegen der Unregelmäßigkeiten in der CO2-Versorgung noch wenig Sorgen. Mal schauen, wie es dann läuft, wenn's läuft. Nun hoffe ich mal, dass der Druck dann auch ausreicht, um CO2 in den Filterschlauch zu pusten. Wenn das nicht funktioniert, kommt die Paffrathschale ins Spiel. Ich habe bisher ein wenig Bedenken, dass mal ein Fisch in die CO2-Blase guckt. Meine Kongosalmler springen recht gern und der Ringelhechtling schwimmt meist wie angenäht an der Wasseroberfläche. Alternativ bliebe ja noch der Holzausströmer.


    Die KH ist mittlerweile übrigens auf 5 gestiegen und die Pflanzen wachsen wieder etwas besser. Die Algenplage war in der vergangenen Woche allerdings enorm. Es wuchern neben Cyanos vor allem braune, schmierige Beläge, die innerhalb einer Woche mehrere cm lange flockige Anhängsel im Bereich der Filterströmung an Blättern, z. B. von Vallisneria, bilden. Die sehen in etwa so aus wie die auf dem Foto von "D.1. Rhodophyta sp. 1" unter folgendem Link:
    Method of Controlled Imbalances - Seite 6 | Aquascaping - Aquarium - Flowgrow
    Das Foto dort ist allerdings ziemlich unscharf und die empfohlene Vorgehensweise ist auch nicht mein Fall. Nicht das jetzt Missverständnisse entstehen: Ich arbeite nicht nach der dort beschriebenen Methode.


    Viele Grüße


    Jan

  • Guten Abend Jan !
    zu den Belägen kann ich keinen schlauen Tip geben - diese Art hatte ich zum Glück noch nicht in meinem Becken.

    Zum Lindenholzausströmer: der hat nach einiger Zeit ganz schön zum gammeln angefangen, deshalb meine Suche nach Alternativen .
    Solltetst Du um deine Fische besorgt sein, würde evt. ein Stück Gaze ( Tüll, Vorhangstoff od.ä.) helfen, das Du über den
    offenen Teil der Paffrath-Schale mittels eines Fadens od. Gummis ziehst. Vielleicht hast Du auch noch einen alten Filtermaterial-Beutel (Damenstrumpf - zu engmaschig??).
    Für mein 200-ltr-Becken reicht eine Flasche (1,5 l). Da die Hefebakterien eh eine begrenzte Lebensdauer haben, konnte ich mit einem 5-ltr-Kanister keinen Vorteil erziehlen - aber : probieren geht über studieren.
    Mit welcher Methode misst Du Deinen Co2-Gehalt ?

    Ciao - bis dann !
    Claudia

  • Liebe Düngefreunde,


    mal wieder ein Update. Nachdem ich krank war und letzte Woche nichts machen konnte musste ich erst mal wieder Licht ins Becken bringen. An Algen pflege ich derzeit: blaugrüne Cyanos, dunkelviolette "Cyanos", die besagten braunen Beläge (vermutlich irgendwelche Eisenoxidierer), grüne Fadenalgen und so wollig-pelzige Grünalgen, die heftigst biogene Entkalkung betreiben. Die mussten heute alle dran glauben, so ich ihrer habhaft wurde.


    Als das alles weg war, ließ sich auch wieder was erkennen. Die Wuchsdepressionen haben sich mittlerweile mehr oder weniger gegeben. Die Pflanzen wachsen wieder und bilden normale Blätter ohne Deformationen. Da wo die Triebspitzen abgestorben waren, wachsen jetzt aus Seitenknospen neue Terminaltriebe. Sieht also erst mal ganz gut aus. Der Grund ist vermutlich das nun wieder wöchentlich zugeführte Phosphat. Ich dünge immer mit dem WW auf 0,5 mg/l auf. Hätte nie gedacht, dass ich so viel Phosphat zugeben muss, aber 0,5 mg/l im Turnus von drei Wochen waren ja nun definitiv deutlich zu wenig. Meine Fische bekommen eigentlich ordentlich zu fressen. Ansonsten erfolgt die Nährstoffzugabe weitgehend so, wie im ersten Posting beschrieben. Lediglich die Eisenzufuhr habe ich verringert, um die bräunlichen Beläge wegzukriegen, die ich nach erster Theorie für eisenoxidierende Bakterien halte. Scheint auch zu funktionieren. Und Kalium gebe ich nach wie vor täglich zu, zum WW mit Aquadrakon Black, an den anderen sechs Tagen mit K2CO3.


    Die CO2-Düngung läuft seit heute auch endlich per Zufuhr über ein T-Stück im Filterauslauf. Über deren Wirkung kann ich natürlich noch nichts sagen. Ich habe heute mal die Wasserwerte gemessen, quasi als Nullzustand:
    pH 7,2; KH 5; Fe 0,075; PO4 0,035; NO3 10


    Daraus ergibt sich ein CO2-Gehalt von 10 mg/l. Mal schauen, was die Hefen so leisten.


    Viele Grüße


    Jan