Einfahrzeit und Dünger

  • Hallo,


    Ich habe vor zwei Wochen mein Aquarium neu eingerichtet. Es ist ein 700 Liter Becken mit sehr vielen Pflanzen, ca. 50% schnellwachsende Stengelpflanzen. Beleuchtet wird das Becken (190x70x60) mit drei 150W HQI, 10 Stunden am Tag.
    Wasserwerte: KH 4,0, pH 6,8, Fe n.n., PO4 0,25, NH4 n.n., NO2 n.n., NO3 n.n., wobei ich letzte Woche bei NH4 einen zweitägigen Anstieg auf 0,5 und einen raschen Abfall auf n.n. hatte. Interessanterweise war danach zu keinem Zeitpunkt Nitrit oder Nitrat nachweisbar.
    Ich habe im Vordergrund Grünalgen auf dem Bodengrund und einige Fadenalgen auf den Pflanzen, was mich bei einem neu eingerichteten Becken nicht beunruhigt zumal ja auch relativ viel Licht ins Becken kommt.
    Seit zwei Tagen sehen allerdings die neuen, frischen Blätter der Echinodorus bleherii und der Sagittaria platyphylla glasig aus. Diie Hygrophila difformis, die Hygrophila corymbosa und die Bacopa caroliniana scheinen das Wachstum eingestellt zu haben. Die Blätter der Schwimmpflanzen (Limnobium laevigatum) werden gelb und bekommen Löcher.
    Ich habe nach sieben Tagen einen 20% Wasserwechsel gemacht.
    Soll ich jetzt schon, knapp zwei Wochen nach dem Einrichten, mit dem Düngen beginnen? Wenn ja, welche Dosis? Ich habe Ferrdrakon und Daydrakon zur Verfügung.


    Herzlichen Dank,
    Michael Moser

  • Hallo,
    der rasche Anstieg des NH4 ist wahrscheinlich auf die einsetzende Tätigkeit Eiweiß-abbauender Bakterien zurückzuführen. Daß kein NO2 oder NO3 zu finden war, liegt wahrscheinlich daran, daß die Pflanzen daß NH4 verbraucht hatten, bevor sich weitere Bakterien darüber her machen konnten.
    Sind denn schon Fische im Becken, oder wurde das leere Becken ein wenig mit Fischfutter "angefüttert", damit sich die entstehende Bakterienkultur schon an dir zukünftige Belastung anpassen kann?
    Wäre das Becken schon älter, würde ich auf den n.n. Nitratwert hinweisen und daß damit Pflanzen Probleme bekommen können, aber zum momentanen Zeitpunkt ist das noch völlig irrelevant.
    Wenn enige Pflanzen glasige Blätter bekommen und andere das Wachstum ganz einstellen, sollte man schon mit der Düngung beginnen. Ich würde zunächst mal täglich düngen (natürlich nur 1/7 der wöchentlichen Menge) und zwar mit 75 % der Empfehlung Ferrdrakon für die ersten Tage. Je nach der weiteren Entwicklung muß man das vielleicht noch steigern und den Stickstoffgehalt im Auge behalten.


    Wenn sich was Neues ergibt, bzw. in ein, zwei Wochen können wir den Thread hier ja fortsetzen.

  • Herzlichen Dank, ich werde morgen mit der Düngung laut Vorschlag beginnen. Soll ich trotzdem noch wöchentlichen TWW machen, oder erst wenn Nitrat nachweisbar ist?
    Danke,
    Michael Moser

  • Hallo,
    ich würde trotzdem WW machen. Der ist sinnvoll, um Nährstoffspitzen und -mängel auszugleichen. Man muß es momentan ja mengenmäßig nicht übertreiben.

  • Hallo,


    Nach knappen zwei Wochen hier ein Zwischenbericht:
    Ich habe wie empfohlen täglich 1/7 von 75% der wöchentlichen Ferrdrakon-Dosis zugeben.
    Die Schwimmpflanzen, die Hygrophila polysperma, die Alternanthera reinecki und die Cabomba caroliniana entwickeln sich prächtig. Die Echinodorus "Kleiner Bär" bekommt saftig, dunkelrote Blätter und treibt einen Blütenstengel.
    Die Hygrophila difformis ist noch immer schön hellgrün, aber wachsen tut sie keinen Zentimeter. Ebenso die Hygrophila corymbosa "glabra". Die Echinodorus bleherii und die Sagittaria platyphylla treiben viele neue Blätter, aber die neuen Blätter scheinen glasig.
    Die Faden- und Grünalgen haben sich zurückentwickelt. Leider bahnt sich jetzt ein Schwebealgenbefall an. In den letzten drei Tagen wird das Wasser immer grüner und undurchsichtiger. Derzeit habe ich noch eine Sichttiefe von ca. 60cm.
    Ich bin mir noch nicht sicher ob ich das einfach "aussitzen" soll, oder mir am Montag eine UV-Anlage kaufe.
    Wasserwerte: GH, KH, PH unverändert. Ammonium, Nitrit und Nitrat nach wie vor n.n. bei sehr geringem Fischbesatz ca. 0,10 cm/Liter mit entsprechender Fütterung. Fe war trotz Düngung bis heute nicht nachweisbar. Heute zeigte der Test erstmals einen "Hauch" von Farbe. Könnte Richtung 0,05 gehen.


    Soll ich die Düngerdosis erhöhen, senken oder unverändert lassen? Daydrakon beginnen? Soll ich mich bei der Düngerzugabe am Fe-Wert orientieren?
    Ist Hygrophila difformis bekannt dafür Umstellungsschwierigkeiten zu haben? Ich ging bisher davon aus, daß das eine unkomplizierte Pfanze ist.
    Nehmen die Schwebealgen den Pflanzen das Licht und muß ich die Düngermenge entsprechen anpassen/senken?


    Herzlichen Dank,
    Michael Moser

  • Hallo,
    schön, daß sich einige Pflanzen jetzt gut entwickeln, den anderen Sorgenkindern werden wir auch noch auf die Sprünge helfen.
    Gerade Hygrophila-Arten gelten als unproblematische Anfängerpflanzen, was dabei oft stillschweigend vorausgesetzt wird, ist ein ausreichend hoher Nitrat-Gehalt, wie er in oftmals überbesetzten Anfängerbecken die Regel zu sein scheint.
    Ich vermute stark, daß man hier ein wenig Stickstoff nachdüngen muß, da Hygrophila sp. nicht nur größere Nitrat-Werte vertragen, sondern sich erst bei 5 - 10 mg / l Nitrat erst so richtig wohlfühlen. Normalerweise sind das wüchsige Pflanzen, die auch keinerlei Umstellungsprobleme haben, aber sie brauchen auch kräftig (Haupt-)Nährstoffe.
    Ich würde hier eine moderate Zugabe von Kaliumnitrat oder Ammonium(hydrogen)carbonat (Hirschhornsalz) empfehlen.


    Junge E. bleheri Blätter sind IMHO immer etwas glasig, das scheint soweit normal zu sein, mit der S. platyphylla bin ich jetzt überfragt. Als Pflanze für eher kühleres Wasser, ist es ihr vielleicht auch einfach zu warm im Tropenbecken?


    Die Schwebealgen würde ich vorerst mal ignorieren, solche Algenblüten brechen oft nach einigen Tagen in sich zusammen, wenn nicht kann man es immer noch mit der UV-Lampe probieren. Sie schadet ja weder Fischen noch Pflanzen, nur die Optik ist nicht sooo.
    Trotzdem weiter Wasserwechseln.


    Dann kann man sicher die Ferrdrakon-Dosis auf 100 % erhöhen und noch ein paar Tropfen Daydrakon zumischen.

  • Hallo,


    Danke für die rasche Antwort. Sogar Sonntags, ich bin wirklich begeistert!
    Wo bekomme ich Kaliumnitrat oder Hirschhornsalz und wie soll ich dosieren?
    Die Wasserblüte entwickelt sich übrigens prächtig, wenn das so weitergeht, sehe ich morgen gar nichts mehr. Gibt es Erfahrungswerte bis wann mit einem Zusammenbruch zu rechnen ist?


    Danke nochmals für den tollen Service,
    Michael Moser

  • Hallo,
    > Danke für die rasche Antwort. Sogar Sonntags, ich bin
    > wirklich begeistert!


    wenn ich zu Hause bin und Zeit habe .... kein Problem!


    > Wo bekomme ich Kaliumnitrat oder Hirschhornsalz und wie soll
    > ich dosieren?


    Chemikalienhandel und/oder Apotheke. Hirschhornsalz auch in der Backwarenabteilung jedes Supermarktes (wird u.a. viel in der Weihnachtsbäckerei verwendet).


    > Die Wasserblüte entwickelt sich übrigens prächtig, wenn das
    > so weitergeht, sehe ich morgen gar nichts mehr. Gibt es
    > Erfahrungswerte bis wann mit einem Zusammenbruch zu rechnen
    > ist?


    Ich zumindest habe keine. Ich würde nur sagen, je schneller sich so was entwickelt, desto eher ist wieder mit einem Zusammenbruch zu rechnen. Das folgt einfach aus der allgemeinen Entwicklung solcher (Mono)Kulturen in der Biologie. Bei einer solchen raschen, womöglich sogar exponentialen Entwicklung muß ihnen ja bald irgendein Nährstoff ausgehen und das Ganze zusammenbrechen. Ganz im Gegenteil, wenn man solche Algenkulturen pflegen möchte, bekommt man eine gleichmäßige Entwicklung auch bei aller Mühe praktisch nie hin.