Bartalgen-Problem

  • Hallo Herr Dr. Kremser, hallo Forumsmitglieder,


    da ich neu bin im Forum möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Christian und ich habe nach längerer Pause, vor kurzem wieder mit der Aquaristik angefangen. Bisher lief alles soweit ganz gut, doch nun sehe ich mich mit dem immer stärker sich ausbreitendem Problem der Bartalgen konfrontiert. Noch sieht es, von der Ferne betrachtet, nicht so schlimm aus. Nur wenn man die Pflanzen und Blätter genauer betrachtet, befinden sich täglich auf mehr von ihnen Bartalgen, Tendenz stark ansteigend. Mir ist bewusst, dass mein Aquarium erst seit 4 Wochen in Betrieb ist, doch wenn die Ausbreitung in diesem Tempo voranschreitet, sind in 2-3 Wochen alle Blätter und Pflanzen davon betroffen. Am gestrigen Tag habe ich ca. 20 Blätter entfernt und versucht viele der Bartalgen „weg zu zupfen“. Ich hoffe sehr, dass ihr mir mit eurer Erfahrung und eurem Wissen weiterhelfen könnt und möchte mich vorab schon mal dafür bedanken.


    Nun etliche Daten zum Aquarium…


    Aquarium – Juwel RIO 300 – Netto 275 Liter – L 121cm x B 51 cm x Höhe 66 cm


    Innenfilter Bioflow 6.0 – Filtermedien von unten nach oben – 2x Filterschwamm fein – 2x Juwel Cirax – 1x Filterschwamm fein – 2x Filterschwamm grob – 1x Nitrat-Entferner-Schwamm grün – Filterwatte


    Pumpe – Eccoflow 1000 – 1000 Liter/Stunde – diese sorgt für eine ordentliche Strömung und Wasserbewegung an der Oberfläche


    Beleuchtung – 2 Balken mit je 2 T5 Röhren 1047mm, 54 Watt – von vorne nach hinten - 1x High-Lite Day – 1x High-Lite Nature – 1x High-Lite Day – 1x High-Lite Nature – auf jede Leuchte habe ich einen Juwel Reflektor angebracht


    Beleuchtungsdauer – Lichtphase 08:30 bis 13:30 (5 Std.) – Mittagspause 13:30 bis 16:30 (3 Std.) – Lichtphase 16:30 bis 21:30 (5 Std.) – Nacht 21:30 bis 08:30 (11 Std.) – Der hintere Balken (über eine extra Zeitschaltuhr gesteuert) beginnt und endet jeweils 5-10 Minuten früher bzw. später – so will ich einen „sanfteren“ Licht an/aus Effekt erzeugen. So gut wie kein direkter Sonnenlichteinfluss auf das Aquarium.


    CO2-Anlage mit Nachtabschaltung (läuft analog zur Beleuchtung – 10 Std. täglich) und Den.…e-Flipper (für Aquarien bis 300 Liter) – 60 Blasen pro Minute – J.L CO2 Dauertest


    Bodengrund – 8,2 kg ACTI-Substrate Langzeitdünger – darauf 1-3mm körniger schwarzer Kies + zwei abgetrennte Flächen mit feinem hellbraunen Sand (Bodengrundhöhe ca. 7-8 cm)


    Inneneinrichtung – 3 Mangrovenwurzeln – 1 Moorkienwurzel – 3 Tonröhren – 1 Höhle aus Schiefersteinen – 3 Mandelbaumblätter und eine sehr dichte Bepflanzung mit etlichen schnell wachsenden Pflanzen


    Temperatur - 25°C (Juwel-Stabheizer)


    Wasserwerte (Trinkwasseranalyse der Wasserwerke) – das Aquarienwasser besteht aus 2/3 Leitungswasser und 1/3 destilliertem Wasser, um die Gesamt- und Karbonathärte zu senken.


    Leitfähigkeit bei 20°C = 590 µS/cm ; bei 25°C = 656 µS/cm


    ph-Wert = 7,26 ; Gesamthärte = 20,8°dH ; Karbonathärte = 17,8°dH


    alle Angaben mg/l - Nitrat (NO3) = 14,3 ; Nitrit (NO2) = <0,02 ; Sulfat (SO4) = 22,7 ; Chlorid (CI) = 14,3 ; Mangan (Mn) = <0,005 ; Eisen (Fe) = 0,014 ; Aluminium (Al) = 0,04 ; Kohlenstoffdioxid gelöst = 37 ; Calcium (Ca) = 100 ; Magnesium (Mg) = 29,7 ; Natrium (Na) = 6,7 ; Kalium (K) = <1,0 ; Ammonium (NH4) = <0,01


    alle Werte müssen um 1/3 gesenkt werden, da ich ja das Leitungswasser mit destilliertem Wasser mische.


    Aquarienwasserwerte mit Tröpfchentest der Firma s..a zwischen 10:00 Uhr und 11:00 gemessen (2 Wochen kein Teilwasserwechsel ; aus der Wassermitte mit einer Spritze gezogen)


    ph-Wert = 7,0 ; KH = 9 ; GH = 13 ; Nitrit (NO2) = 0,0 mg/l ; Nitrat (NO3) = annähernd 0,0 mg/l ; Phosphat (PO4) = 0,25-0,5 mg/l ; Ammoniak (NH3) = 0,0 mg/l ; Eisen (Fe) = 0,15-0,25 mg/l ; CO2 = 15-25 mg/l lt. Dauertest – 29 mg/l lt. CO2-Tabelle


    Fischbesatz – 10x Sterbas Panzerwels ; 10x Gestreifter Ohrgitterharnischwels ; 3x Borellis Zwergbuntbarsch Opal (1m/2w) ; 4x Zebrarennschnecken ; 1x Apfelschnecke ; 8x Amanogarnele


    Es soll demnächst noch ein kleiner Schwarm (12-15 Stück) Gabelschwanz-Blauaugen einziehen (darum sollte ein gewisses Maß an Strömung verbleiben)


    Sowohl die Amanogarnelen als auch die Ohrgitterharnischwelse verschmähen die Bartalgen (lange Beobachtungen)


    Fütterung – Tagesrationen – z.B. Tag A = 1 ½ Futtertabletten (T…aTabiMin oder T…aPlecoTablets) ; Tag B = 1 Portion (3g) Rote Mückenlarven in Gelee oder Brine Shrimps in Gelee ; Tag C = 1 Beutel Lebendfutter Artemia oder Rote Mückenlarven oder Enchytraeen oder Tubifex + ½ Futtertablette ; Tag D = ½ „Schokoriegel“ Frostfutter + ½ Futtertablette


    Bisherige Düngung und Teilwasserwechsel


    04.01.2012 - Start (185 Liter Leitungswasser + 90 Liter destilliertes Wasser + Starterbakterien) – 6ml Denn…e V30 Volldünger + 6ml S7 Denn…e S7 VitaMix + 2 Tablette Denn…e E15 Eisendünger
    10.01.2012 - 60 Liter Teilwasserwechsel (2/3 Leitungswasser ; 1/3 dest. Wasser)
    13.01.2012 – 120 Liter Teilwasserwechsel (2/3L-H2O ; 1/3 dest. H2O)
    15.01.2012 – 9 ml S7 VitaMix
    19.01.2012 – 3 Tabletten E15 Eisendünger + 1,5 ml V30 Volldünger
    22.01.2012 – 9ml S7 VitaMix + 3 ml V30 Volldünger


    Da mich die Denn...e-Produkte nur bedingt überzeugen (Qualität + Preis/Leistungsverhältnis), bin ich nach langer Internetrecherche auf die Produkte des Hr. Dr. Andreas Kremser gestoßen und habe mir den Ferrdrakon Eisenvolldünger gekauft und möchte die gesamte Düngung auf DRAK-Produkte umstellen.


    Wie sollte ich eurer Meinung nach weiter vorgehen um eine weitere Ausbreitung der Bartalgen zu verhindern und die Entstehung der Algen bereits im Keim zu ersticken. Für jegliche Art von Ratschlägen, Tipps und Anregungen was speziell die Düngung (wie viel und welche Dünger, mehr CO2?), Licht (ist das bestehende ausreichend?), Filterung (andere Filtermedien?), Fütterung (zu viel / zu wenig für diesen Besatz?) etc. anbelangt dankbar.


    Link zu einem Foto


    Juwel - RIO 300 | Flickr - Photo Sharing!


    Gruß
    Christian

  • Nachdem ich mich weiter in die Thematik eingearbeitet habe, habe ich folgende Gegenmaßnahmen in Betracht gezogen.


    1. Entfernen des Filtermediums - Nitrat-Entferner-Schwamm grün
    2. Teilwasserwechsel um den leicht erhöhten Eisen- und Phosphatwert zu senken
    3. Eudrakon (N) ist bereits bestellt um den Nitratwert erhöhen zu können


    Weitere Vorschläge und Anregungen sind mehr als willkommen.


    Gruß


    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ja, der Nitrat-Gehalt muß erhöht werden, insofern ist das Mittel zum Entfernen von Nitrat kontraproduktiv.
    Den PO4-Gehalt finde ich nicht so deutlich zu hoch, daß ich ihn als Problem erachte (er wird von alleine niedriger, wenn die Pflanzen besser wachsen).
    Auch um die Bartalgen einzudämmen, aber auch sonst wäre es tatsächlich besser, den Eisengehalt wenigstens unter 0,15 mg/l zu halten.


    Strömung:
    Auch und gerade in einem Pflanzenbecken ist Strömung wichtig, um die Nährstoff inkl. CO2 zu den Pflanzenoberflächen zu transportieren und die Abfallstoffe davon weg. Man solte wegen des CO2 nur darauf achten, daß die Oberfläche dabei nicht mehr als notwendig bewegt wird.


    Nach den angegebenen Werten ist Kalium im Frischwasser extrem niedrig. Hier wäre wohl KramerDrak oder Ferrdrakon K dringend notwendig. Allerdings enthält auch das zum Anheben des Nitratgehalts verwendete Eudrakon N bereits erhebliche Mengen Kalium.


    Unser Wasseraufbereiter Aquadrakon Black versorgt das Frischwasser ebenfalls von Anfang an mit einem guten Startgehalt an Kalium (ca. 4 mg/l).


    Die CO2-Versorgung würde ich unabhängig vom Licht schalten. Besser ist es diese bereits 1 h früher anzuschalten und 0,5 h vor dem Ausschalten bereits auszuschalten. Somit steht den Pflanzen vom Beginn weg genug CO2 zur Verfügung.

  • Hallo Herr Kremser,


    vielen Dank für die ausführliche und aufschlussreiche Antwort. Bei meiner gestrigen Bestellung des Eudrakon (N), habe ich, wohl in weiser Voraussicht, den Ferrdrakon (K) gleich mitbestellt. Das Extra-Schalten der CO2-Anlage stellt gar kein Problem dar. Ich hoffe, dass durch diese Maßnahmen, in den nächsten Wochen eine deutliche Besserung eintreten wird.


    Gruß


    Christian

  • Nachdem ich mich weiter in die Thematik eingearbeitet habe, habe ich folgende Gegenmaßnahmen in Betracht gezogen.


    1. Entfernen des Filtermediums - Nitrat-Entferner-Schwamm grün
    2. Teilwasserwechsel um den leicht erhöhten Eisen- und Phosphatwert zu senken
    3. Eudrakon (N) ist bereits bestellt um den Nitratwert erhöhen zu können


    Hallo Christian,


    4. Einsatz von Starkzehrer, insbesondere E. densa und P. stratiotes.
    5. Umstellung auf tägliche Düngung, wenn möglich.


    Lg
    André

  • Hallo André,


    vielen Dank für deine Antwort.


    Starkzehrer befinden sich bereits im Aquarium (z. B. Hornkraut, Cabomba). Die Düngung habe ich seit 31.1. auf täglich


    3 ml Ferrdrakon Eisenvolldünger
    2 ml Ferrdrakon K (Kaliumvolldünger)
    2 ml Eudrakon N (Stickstoff-Zusatzdünger)


    angesetzt. Des Weiteren habe ich von den 2 Day-Lite-Röhren (höherer Blauanteil im Spektrum) die Reflektoren entfernt und wie von Hr. Dr. Kremser angeraten, die Zeitsteuerung der Co2-Anlage abgeändert.


    Durch die bereits getroffenen Maßnahmen hat sich die starke Ausbreitung merklich abgeschwächt. Dennoch bilden sich nach wie vor neue Bartalgen, diese allerdings in einem deutlich reduzierten Ausmaß und speziell, wie nicht anders zu erwarten, im Strömungsbereich. Hier bin ich am Überlegen einen schwächeren Impeller (600 Liter/Std. anstatt bisher 1000 Liter/Std.) einzubauen.


    Wasserwerte der gestrigen Messung (mit s..a-Tröpfchentest) betragen


    Eisen ca. 0,1 mg/l
    Nitrat ca. 5 mg/l
    Phosphat ca. 0,1 mg/l


    Ich hoffe sehr, dass sich der positive Trend weiter fortsetzen wird. Weitere Tipps und Anregungen sind immer willkommen.


    Gruß
    Christian