Probleme mit Nährstoffzufuhr/-dosierung

  • Erst einmal ein Hallo in die Runde :)


    Da ich seit einiger Zeit doch erhebliche Probleme mit meinem Aquarium habe, wende ich mich an die Foren-Community hier und hoffe, dass mich das der Lösung näher bringt.


    Das Problem begann vor etwa 2 Monaten mit dem Auftreten von Fadenalgen auf einer Wurzel. An sich ist das noch nie ein Grund zur Besorgnis gewesen, allerdings bin ich bis heute diesem Problem nicht Herr geworden.
    Zusätzlich begannen die Pflanzen fürchterlich zu kümmern, entwickelten Mangelerscheinungen und gingen teilweise ganz ein. Von meinem Teppich aus Nadelsimse ist z.B. nur noch stellenweise etwas übrig.


    Um so viele Informationen wie möglich zu geben erst einmal die Daten des Beckens:


    - 100x40x50 (Brutto 200l, rechnerisch nach Abzug Bodengrund, Wasserstand etc netto ~150l), Standzeit 1,5 Jahre
    - Bodengrund unten grober Kies aus eingefahrenen Becken, oben 2-4mm Körnung dunkler Kies
    - Eheim 2073 Aussenfilter, befüllt mit Standardmaterial (blaue Filtermatte, Vlies, SubstratPro, BioMech, MechPro)
    - Beleuchtung mit 2x45W T5 inkl Reflektor, vorn *** Solar Natur, hinten *** Solar Color, 10h/Tag
    - CO2 Düngung per Druckgassystem mit Nachtabschaltung. *** Taifun Diffusor, Kontrolle per *** Dauertest (grün Richtung hellgrün)
    - Wasserwechsel wöchentlich 50 Liter
    - es ist kein UV-Klärer im Einsatz



    gemessen 21.07.13, 9:00Uhr mit ***-Tests
    26°C
    ph 7
    KH 7
    NO2 n.n.
    NO3 ~10-15mg/l
    PO4 und Fe komme ich gleich zu, s.u.


    Düngung mittels Ferrdrakon & Daydrakon


    Pflanzendichte/Bodengrundfläche nur noch ca. 40% (zumindest jetzt nach dem Aufräumen) bestehend aus
    Cryptocoryne wendtii
    Cryptocoryne spiralis
    Hygrophila difformis
    Hygrophila polysperma
    Hygrophila corymbosa
    Bacopa caroliniana
    Rotala rotundifolia
    Eleocharis acicularis
    Pogostemon helferi
    Ceratopteris pteroides
    Riccia fluitans


    Besatz
    Pseudosphromenus dayi (2m/4w)
    Pangio pangia (6, Geschl. unbek.)


    Wasserwerte Trinkwasserversorger:
    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/scaled/thumb/14/ngr4.jpg]


    Kurz geschilderter Ablauf:
    Das Becken ist mir bis vor 2 Monaten quasi über den Kopf gewachsen.
    Speziell die Hygrophila difformis war selbst durch regelmäßiges Gärtnern kaum zu halten.
    Die Nadelsimse hat einen saftig-grünen Teppich gebildet und die Wasserkelche wunderbare neue Blätter gebildet.


    Vor 2 Monaten ca. begannen sich die ersten Fadenalgen auf einer Wurzel niederzulassen. Ungefähr zeitgleich stagnierte das Wachstum der Hygrophilas.
    Durch Wasserwechsel und Kontrolle der Werte ließ sich die Fadenalge jedoch nicht aufhalten und besiedelte kurze Zeit später auch den Simse-Teppich.
    Die Hygrophila-Stengel wurden fast täglich kahler, Stecklinge blieben klein und entwickelten zerbrechlich dünne Stängel.
    Die Rotala ging deutlich zurück. Wenn neue Blätter kamen, dann nur sehr klein, teils verkrüppelt.
    Die Cryptocorynen bekamen teilweise "matschige" Blätter und starben bis auf einige wenige ab.


    Um es abzukürzen:
    Ich habe einen Wasserreset gemacht, alles an veralgter Deko -sofern möglich- abgekocht, ansonsten mechanisch penibel gereinigt. Verwertbares an Pflanzen zurückgeschnitten und 2 Wochen in einem Extrabecken gewässert und beobachtet, alles andere -> Kompost.


    Nun, einige Zeit nach dieser Aktion, stellt sich wieder ein Wachstum der Fadenalgen ein und speziell die Hygrophilas zeigen erhebliche Mangelerscheinungen.
    Ein Blatt aus dem unteren Drittel eines Hygrophila-Stängels:


    Oben
    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/scaled/thumb/5/l84a.jpg]


    Unten
    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/scaled/thumb/19/al2h.jpg]




    Ich dünge mit Ferrdrakon und Daydrakon, momentan auch mit EudrakonP.


    Das führt mich zur Erläuterung der oben nicht angegebenen Werte Fe und PO4:
    Sowohl im Leitungswasser, als auch im Aquarium war weder Fe noch PO4 nachweisbar.
    Nach Düngung mit Ferrdrakon - Dosierung: 15ml/wöchentl. - lässt sich Fe mit ~0,2mg/l nachweisen, nimmt aber natürlich im Laufe der Woche ab. Deshalb habe ich mich für eine tägliche Düngung entschieden und führe dem Becken nun 2ml Ferrdrakon pro Tag zu.
    Nun lässt sich auf diese Weise allerdings kein Fe-Gehalt nachweisen, oder höchstens mit Wohlwollen 0,05, eher weniger. Dünge ich 4ml kann ich der Farbskala des Tests nach einen Mittelwert zwischen 0,05 und 0,1 festlegen.
    Würde ich 6ml/Tag hinzugeben, käme ich sicherlich auf Fe 0,1.
    Nun erscheint mir 6ml aber sehr viel, da es ja die fast 3-fache Dosierung gegenüber der Empfehlung wäre.
    Zudem wird Daydrakon ja auch noch mit 15 Tropfen/Tag zugegeben.
    Gibt es hier vielleicht eine plausible Erklärung für den nicht oder nur unzureichenden Nachweis von Fe?
    Kann ich eine tägliche Dosis von 6ml Ferrdrakon zugeben oder ist das eindeutige Überdüngung?


    Zum PO4:
    Als Aquarianer seit mehr als 25 Jahren erinnere ich mich gut an Zeiten, in denen man Phosphat im Wasser wahrscheinlich als direkte Ausscheidungen des Teufels angesehen hätte.
    Um aber auf der Höhe der Zeit zu bleiben, würde mir nach dem Redfield-Verhältnis bei meinem NO3-Gehalt von 10mg/l und nicht nachweisbarem PO4 ja genau das widerfahren, was ich erlebt habe (-> Grünalgen) und ich müsste PO4 aufdüngen. Laut Tabelle auf rund 1mg/l.
    Hier habe ich mich herangetastet.
    PO4 wurde per Stoßdüngung auf 0,5mg/l aufgedüngt.
    Nach 24 Stunden war nach der ersten Düngung wieder kein PO4 nachweisbar, also wurde nochmals auf 0,5mg/l gedüngt.
    Nach drei dieser Durchläufe konnte am Folgetag ein PO4-Gehalt von 0,2mg/l nachgewiesen werden. Also wurde nur 0,3mg/l nachgegeben, um die 0,5mg/l wieder zu erreichen.
    Es stellt sich nun die Frage, ob ich es bei den 0,5mg/l belassen soll, oder ob eine Erhöhung auf die nach Redfield vorgegebenen Werte sinnvoller ist, also in meinem Fall eine Erhöhung auf 1mg/l?


    Zu den Bildern der Hygrophila:
    Meines Erachtens ist das Kaliummangel.
    Nun lässt sich anhand der Tabelle unserer Stadtwerke (s.o.) ja nun lediglich grob schätzen, wie es mit dem Kaliumgehalt in unserem Wasser ausschaut. Das hilft nicht.
    Wenn ich allerdings rein logisch den angebebenen Wert betrachte (0,82-20,95) und würde einen Mittelwert nehmen, könnte man Kalium durchaus als Verursacher des Problems in Betracht zu ziehen.
    Eine Lösung aus dest. Wasser und Pottasche ließe sich umgehend ansetzen, da ich alles hier habe.
    Wäre eine Zugabe von Kalium rein nach Beurteilung der Bilder und in Bezug auf die gegebenen Wasserwerte des Versorgers sinnvoll?


    Viel Text, viel Information, einige Fragen...


    Ich hoffe, es ist nicht zuviel geworden und würde mich über Hilfe freuen.


    Auf jeden Fall jedem noch einen schönen Sonntag :)


    Lieber Gruß,


    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    gibt es evtl. die Möglichkeit zu erfahren (z.B. durch einen Anruf beim Wasserwerk) aus welcher Quelle Sie Ihr Wasser erhalten und die genaue Analyse dieser Quelle zu erhalten? Ihnen ist wahrscheinlich genauso wie mir klar, daß man aus diesen von/bis Werte keine konkreten Ableitungen treffen kann. Oder erhalten Sie tatsächlich immer wieder Leitungswasser anderer Zusammensetzung?
    Dann wäre die Erklärung für die bislang nicht erklärbare Verschlechterung des Pflanzenwuchs nämlich eine vorausfolgende Änderung der Zusammensetzung des gelieferten Wassers. In dem Fall leider aus Sicht der Pflanzen zum Schlechteren!


    Zu anderen Punkten:
    Bitte nicht sklavisch am Redfield-Verhältnis hängen. Die Ableitung aus der Zusammensetzung der Pflanze auf das optimale Nährstoffklima zu schließen, ist nicht korrekt. Es führt zu weit das hier zu begründen, aber man sollte sich auf qualitative Aussagen beschränken. Aber auf jeden Fall ist gar kein PO4 natürlich zu wenig.
    Ihre Beobachtung, daß anfangs sehr rasch sehr große Mengen PO4 verbraucht werden ist normal. Das entspricht der Sättigung aller aktiven Oberflächen und der Pflanzen im Aquarium. Nach spätestens 2 Wochen sinkt der Verbrauch auf ein viel kleineres Maß ab.
    Ich würde nur in einem sehr intensiv beleuchtetem Becken (> 0,5 W/l) über 0,5 mg/l PO4 gehen.


    Bei täglicher Düngung ist auf jeden Fall genug Eisen da, auch wenn Sie dann mit dem Test kaum noch oder überhaupt nichts mehr nachweisen können. Ich denke über 300 % über der Empfehlung werden normalerweise nicht notwendig, wenn nicht gerade ein Rieselfilter oder ein UV-Klärer beteiligt sind.


    Wenn man es mit der Kaliumdüngung nicht sehr übertreibt und der Magensiumgehalt im Becken nicht auch noch viel zu niedrig liegt (sollte nach der vorliegenden Analyse aber eher nicht der Fall sein), kann man mit der Kaliumdüngung nicht viel kaputt machen. Ich würde daher zuraten. Anfangs sollte eine Steigerung um 10 mg/l auf das gesamte Becken, später eine entsprechende Aufdüngung des Wechselwassers genügen.

  • Hallo und vielen Dank für die wirklich außerordentlich rasche Antwort.


    Den Gedanken genauere Werte bzgl. des Wassers zu erfragen hatte ich am Freitag mittag, konnte allerdings niemanden mehr bei den Stadtwerken erreichen. Das werd eich kommende Woche auf jeden Fall versuchen.




    Ich würde nur in einem sehr intensiv beleuchtetem Becken (> 0,5 W/l) über 0,5 mg/l PO4 gehen.


    Gut, dann werde ich die Dosierung bis zur Sättigung aufrechterhalten und dann je nach Wasseranalyse/-test zudüngen bzw. nicht düngen.



    Bei täglicher Düngung ist auf jeden Fall genug Eisen da, auch wenn Sie dann mit dem Test kaum noch oder überhaupt nichts mehr nachweisen können. Ich denke über 300 % über der Empfehlung werden normalerweise nicht notwendig, wenn nicht gerade ein Rieselfilter oder ein UV-Klärer beteiligt sind.


    Nein, kein UV-Klärer und auch kein Rieselfilter im Einsatz. Ich belasse es dann bei den 2ml Ferrdrakon/Tag und beobachte weiter.



    Wenn man es mit der Kaliumdüngung nicht sehr übertreibt und der Magensiumgehalt im Becken nicht auch noch viel zu niedrig liegt (sollte nach der vorliegenden Analyse aber eher nicht der Fall sein), kann man mit der Kaliumdüngung nicht viel kaputt machen. Ich würde daher zuraten. Anfangs sollte eine Steigerung um 10 mg/l auf das gesamte Becken, später eine entsprechende Aufdüngung des Wechselwassers genügen.


    Würden Sie denn zustimmen, dass es sich auf den Bildern um Kaliummangel handelt?
    Ich würde dann eine Lösung ansetzen: 15g Pottasche auf 85ml dest. Wasser. Davon 15ml dem AQ-Wasser zugeben, um auf 10mg/l zuzudüngen.


    Lieber Gruß,


    Peter

  • Nachtrag:


    Nach Rücksprache mit den Stadtwerken konnte mir der Kaliumwert unseres Leitungswassers sehr genau mitgeteilt werden.
    Dieser ist bei der letzten Messung mit 0,9mg/l angegeben und beantwortet somit die o.a. Frage.
    Magnesium sei 25mg/l.


    Lieber Gruß,


    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Nach Rücksprache mit den Stadtwerken konnte mir der Kaliumwert unseres Leitungswassers sehr genau mitgeteilt werden.
    Dieser ist bei der letzten Messung mit 0,9mg/l angegeben und beantwortet somit die o.a. Frage.
    Magnesium sei 25mg/l.

    das ist schon ein sehr niedriger Kaliumgehalt. Hier ist auf jeden Fall eine Kaliumdüngung sinnvoll. Der Magnesiumgehalt ist so hoch, daß hier auch gut Kalium ohne die Nebenwirkung eines Magnesiummangels gedüngt werden kann.


    Fertige Alternativen sind hier aber auch noch (nicht jeder hat Kaliumcarbonat im Haus und möchte sich mit Chemikalien beschäftigen): KramerDrak und Ferrdrakon K als kaliumreichere Dünger unseres Programms.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Würden Sie denn zustimmen, dass es sich auf den Bildern um Kaliummangel handelt?

    es ist auf den Bildern nicht ganz eindeutig. Die punktförmigen Nekrosen auf dem zweiten Bild sind auf jeden Fall typisch. Aber zusammen mit den gelieferten Wasserwerten ist das schon ziemlich eindeutig.

    Zitat

    Ich würde dann eine Lösung ansetzen: 15g Pottasche auf 85ml dest. Wasser. Davon 15ml dem AQ-Wasser zugeben, um auf 10mg/l zuzudüngen.

    Ja, machen Sie das so.