Harnstoffdüngung und Nitrat

  • Hallo Hr. Kremser


    gerne möchte ich mich mit einer Frage zur Harnstoffdüngung an Sie wenden. Ich dünge seit geraumer Zeit alle meine Becken mit Urea und erziele somit einen ausgesprochen gesunden und rasanten Pflanzenwuchs. Das Leitungswasser Vorort ist mit 16 mg/l Nitrat bereits ausreichend angereichert. Die Düngung erfolgt täglich und ist dem Verbrauch entsprechend angepasst, so das der Nitratwert Konstant bei 16 mg/l bleibt.
    In diversen Foren wird die Theorie vertreten, das bei der Verabreichung von Harnstoff, Nitrat im Wasser nachweisbar vorhanden sein muss. Warum, wenn der Tagesbedarf durch Harnstoff entsprechend abgedeckt werden kann ?
    Handelt es sich hierbei um ein Sicherheitspolster, da nicht alle Pflanzen Harnstoff als Stickstoffquelle direkt nutzen und verwerten können ?



    Vielen Dank !


    André

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich kann Ihnen diese Frage nicht direkt beantworten, aber einige Überlegungen dazu aufschreiben.
    Zum einen ist die Fähigkeit Harnstoff zu verarbeiten bei den meisten (allen?) Pflanzen genetisch vorhanden, ist aber normalerweise nicht aktiviert. Erst beim Überschreiten einer Mindestkonzentration an Harnstoff werden die entsprechenden Enzymsystem exprimiert (wie der Biologe dazu sagt), also aus der DNA abgelesen und dann tatsächlich produziert. Danach ist die Pflanze in der Lage Harnstoff zu verarbeiten. Erst nach einer recht langen Zeit (die genaue Zeitspanne müßte man in der Literatur suchen) ohne Angebot von Harnstoff, "schläft" diese Fähigkeit wieder ein.
    Auf der anderen Seite kann sich die Pflanze kaum gegen das Eindringen von Harnstoff in ihr Gewebe wehren. Im Gegensatz zu ionisch vorliegenden Stoffen wie Nitrat, dringt Harnstoff auch einfach infolge von Diffusionsprozessen ein. Das kann bei erhöhten Harnstoffkonzentrationen und insbesondere bei noch nicht oder noch nicht ausreichend ausgebildeter Harnstoff-Verarbeitungskapazität zu Verbrennungs-ähnlichen Symptomen durch chemische Gewebeschädigungen führen.


    Auch ich hatte immer gute Pflanzenwuchsergebnisse mit Harnstoff, die sich aber kaum von denjenigen mit Ammonium unterschieden. Harnstoff ist aber mit Einschränkungen (s.o.) einfacher und unproblematischer anzuwenden.


    Von allen N-haltigen Düngestoffen, ist aber sicherlich Nitrat die unproblematischste, da es in allen aquaristisch relevanten pH- und Redox-Bereichen ungiftig ist und keine unerwünschten Reaktionen eingeht. Das dürfte der eigentliche Grund hinter der bei Ihnen genannten Forderung nach einer messbaren Nitrat-Konzentration sein. Ich kann mir jedenfalls momentan keinen anderen Grund vorstellen.