Dünger für Phytoplankton

  • Hallo Andreas,


    Bräuchte hier mal deine fachmännische Hilfe.
    Ich trage mich im Moment mit dem Gedanken mir in kleinem Maßstab mein Lebendfutter selbst zu züchten. Und zwar Artemia. Erste Versuche in diese Richtung waren recht vielversprechend.
    Für den nächsten Test möchte ich die Artemian nun mit Phytoplankton füttern, welches ja auch regelmäßig gedüngt werden soll.
    Der käufliche Spezialdünger ist mir zu teuer und Blumendünger wird oftmals nur bedingt tauglich erklärt aufgrund der Zusammensetzung.


    Da ich Eudrakon P und N sowie auch Ferrdrakon K hier habe, habe ich mich nun gefragt, ob ich aus diesen Bestandteilen nicht meinen eigenen Phytodünger zusammenmixen kann ?


    Das Phytoplankton habe ich bereits hier. Es handelt sich um Nanochloropsis salina.


    Grüße,


    Juergen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    Eudrakon P läßt sich problemlos verwenden. Mit Eudrakon N wie mit vielen Blumendüngern, die ebenfalls Ammonium enthalten, muß man bei den höheren pH-Werten des Meerwassers (insbesondere wenn noch Algen assimilieren und damit CO2 verbrauchen) sehr vorsichtig hantiert werden, weil sich sonst toxische Mengen Ammoniak bilden (lieber öfter wenig).
    Meerwasser enthält ja nennenswerte Mengen Kalium, so daß es egal ist, ob man nun Ferrdrakon oder Ferrdrakon K zur Versorgung mit den restlichen Spurenelementen verwendet (hier auch sehr zurückhaltend dosieren, viel hilft hier nicht viel).
    Bekannte haben für Meerwasser-Algen-Kulturen aber auch Seramis-Dünger immer erfolgreich verwendet.

  • Danke für die Antwort. Habe mich ja nun zu diesem Thema auch schon recht viel belesen und es wird eigentlich eher stoßweise gedüngt, wenn der Nitratspiegel im Wasser weit genug runter ist bzw. die Algen anfangen blasser zu werden. Gesprochen wird dabei meistens von 40-100mg/l Nitrat, also weit mehr als für´s Aquarium empfohlen.
    Habe gerade ausgerechnet, daß ich für diese Nitratkonzentration auf 10 Liter Wasser 7ml Eudrakon N geben müßte. Das würde runde 70mg/l ergeben.
    Das wäre also generell ein Problem für die Algen wegen des verwendeten Ammoniumnitrats und der möglichen Entstehung von Ammoniak ?
    Das ist natürlich dumm. Demnach muß ich mir wohl einen Stickstoffdünger suchen, der einen anderen Stickstofflieferanten benutzt und diesen dann mit Eudrakon P versetzen ?
    Welcher wäre denn da empfehlenswert bzw. welcher wird häufig in Blumendünger o.ä. verwendet ?


    Bei den Preisen für diesen Phytodünger wäre das eventuell noch eine Marktlücke oder ist das vielleicht etwas zu speziell ?


    Grüße,


    Juergen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Habe gerade ausgerechnet, daß ich für diese Nitratkonzentration auf 10 Liter Wasser 7ml Eudrakon N geben müßte. Das würde runde 70mg/l ergeben.
    Das wäre also generell ein Problem für die Algen wegen des verwendeten Ammoniumnitrats und der möglichen Entstehung von Ammoniak ?

    bei der Konzentration gibt es sicherlich ein Ammoniakproblem.

    Zitat

    Welcher wäre denn da empfehlenswert bzw. welcher wird häufig in Blumendünger o.ä. verwendet ?

    In handelsüblichen Blumendüngern wird in aller Regel wie in Eudrakon N ein Gemisch aus Harnstoff, Ammonium- und Nitratsalzen verwendet (meist nur in technischer Qualität).
    Ich würde vorschlagen für diesen Zweck ausschließlich Kalium- oder Natriumnitrat zu verwenden.

    Zitat

    Bei den Preisen für diesen Phytodünger wäre das eventuell noch eine Marktlücke oder ist das vielleicht etwas zu speziell ?

    Sehr speziell und damit selbst für mich nicht lohnend (was nicht heißt, daß ich mal jemanden gegen Berechnung was zusammenmische, aber dann nach Rezept, denn wenn ich da noch stundenlang dazu recherchieren muß, wird's sehr schnell defizitär).

  • Danke nochmal für die ausführlichen Antworten.


    Auch wenn ich nur "Algen" züchten will möchte ich doch eine möglichst passende Nährstofflösung anbieten. Diese sollte allerdings bezahlbar sein, was bei käuflichem Phytodünger meist nicht der Fall ist.


    Im Prinzip ist ja Grünpflanzendünger gar nicht so übel. Er hat nur das Problem, daß der Stickstoffanteil gegenüber Phosphat und Kalium recht ausgeglichen ist. Für Phyto wird aber empfohlen das 15-20 fache an Stickstoff gegenüber dem Phosphat zu haben, damit beides gleichmässig und rückstandslos aufgebraucht wird, bevor das Phyto entweder ins Aquarium oder eben wie bei mir in die Futtertierzucht gegeben wird.


    Daß mit dem Ammoniak könnte eventuell ja wirklich zum Problem werden (käme auf einen Versuch an), aber ich habe auch noch eine andere Idee. Wie wäre es denn, einen passenden Blumendünger zu nehmen und dort den Stickstoffanteil soweit zu erhöhen, daß er im Verhältnis 15:1 zu Kalium und Phosphat steht ?
    Kaliumnitrat scheidet da wohl aus, oder ? Weil das doch sicher den Kaliumanteil auch wieder in die Höhe treibt. Mal abgesehen davon würde ich das wohl auch schwerlich bekommen.
    Aber wie wäre es denn z.B. mit der Zugabe einer passenden Menge Harnstoff ?


    Grüße,


    Juergen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Wie wäre es denn, einen passenden Blumendünger zu nehmen und dort den Stickstoffanteil soweit zu erhöhen, daß er im Verhältnis 15:1 zu Kalium und Phosphat steht ?

    15:1 zu PO4 versteh ich ja noch. Aber Kalium wird doch fast in der selben Menge verbraucht wie Nitrat, oder gibt es da bei den Algen andere Werte?

    Zitat

    Kaliumnitrat scheidet da wohl aus, oder ? Weil das doch sicher den Kaliumanteil auch wieder in die Höhe treibt.

    Da Meerwasser neben viel Natrium auch bereits erhebliche Mengen Kalium enthält, würde das andererseits gar keine besondere Rolle mehr spielen. Deswegen hab ich auch Natriumnitrat erwähnt. Die zusätzliche Natriumzufuhr über die Düngung könnte man dann neben dem bereits vorhandenem Natrium glattweg vergessen.

    Zitat

    Aber wie wäre es denn z.B. mit der Zugabe einer passenden Menge Harnstoff ?

    Wäre eine Möglichkeit. Andererseits wird Harnstoff wiederum von Mikroorganismen recht schnell in Ammonium und CO2 zerlegt.

  • Hallo Andreas,


    Also ich habe auf diversen deutschen und auch englischsprachigen Seiten viel zum Thema Phytoplankton und Nährlösungen gelesen.
    Kalium wird meist ziemlich vernachlässigt. Wichtig ist scheinbar eine große Menge Stickstoff (manchmal verschiedene Lieferanten wie bei käuflichem Blumendünger) und etwas Phosphat. Dazu noch Spurenelemente und eine Vitaminlösung, um den Algen auch einen gewissen Nährwert zu geben.


    Eine Quelle geht davon aus, daß im (synthetischen) Meersalz bereits alle benötigten Spurenelemente vorhanden sind und bereitet eine Nährlösung aus drei verschiedenen Stammlösungen zu:


    Stammlösung 1 - Die Nitratlösung


    Hier wird 1 Gramm Kaliumcarbonat (denke das ist ein Schreibfehler, muß wohl Kaliumnitrat heissen) auf 100ml Süßwasser gelöst.


    Stammlösung 2 - Die Phosphatlösung


    Hier wird 0,1 Gramm Kaliumhydrogeniumphosphat auf 100ml Süßwasser gelöst.


    Stammlösung 3 - Die Magnesiumlösung


    Hier wird 0,1 Gramm MgSO4 * 7H20 auf 100ml Süßwasser gelöst.


    Eine andere Quelle benutzt eine wohl recht schwierig herzustellende Spurenelementelösung, dazu eine Vitaminlösung und jeweils eine Lösung um den Stickstoff und Phophatbedarf zu decken. Hier wird Natriumnitrat und mono-Natriumphosphat-1-hydrat verwendet.


    Ich bin leider kein Chemiker und kann den Gehalt an Phosphat und Nitrat hier nicht beurteilen, in die Stammlösungen werden hier:
    75g/L Natriumnitrat
    5g/L mono-Natriumphosphat-1-hydrat
    gegeben.


    Kannst du mir aus dem Stehgreif sagen, wie das Verhältnis Nitrat zu Phosphat hier wäre ?


    Davon wird dann jeweils 1ml (plus 1ml der Vitamin- und Spurenelementelösung) auf 1 Liter Seewasser aufgefüllt. Das wäre dann die recht bewährte Grundrezeptur des F/2 mediums nach Guillard.


    Ok, beide Rezepte haben nun einen immens hohen Anteil an Stickstoff. Gleichzeitig sollen ja recht hohe Nitratwerte im Phytozuchtbecken eingestellt werden. Wie würde sich denn da nun die Bildung von Ammoniak auswirken ? Es ist ausschließlich das Phytoplankton in diesem Becken. Beide Rezepte (besonders das f/2) sind scheinbar praxiserprobt. Vorteil gegenüber Blumendünger ist wohl, daß die Kombination an Stoffen dahingehend an die Algen angepasst ist, daß sie rückstandslos aufgebraucht wird und sich in dem Phytobecken nicht ein Überschuß an z.B. Phosphat oder Kupfer ansammeln kann.
    Wie gesagt soll das Phyto bei mir der Fütterung von Artemia dienen, wird also nicht direkt in ein Meeresaquarium eingebracht. Ich weiß leider nicht, wie sich die nicht verbrauchten Düngerbestandteile auf die Artemia auswirken. Wenn ich da nur an meine früheren Kupferprobleme denke graust es mir schon.....


    Grüße,


    Juergen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Kalium wird meist ziemlich vernachlässigt.

    ist ja wie schon geschrieben reichlich in Meerwasser enthalten.

    Zitat

    Stammlösung 1 - Die Nitratlösung


    Hier wird 1 Gramm Kaliumcarbonat (denke das ist ein Schreibfehler, muß wohl Kaliumnitrat heissen) auf 100ml Süßwasser gelöst.

    Das ließe sich problemlos herstellen.

    Zitat

    Stammlösung 2 - Die Phosphatlösung


    Hier wird 0,1 Gramm Kaliumhydrogeniumphosphat auf 100ml Süßwasser gelöst.

    Das Auch.

    Zitat

    Stammlösung 3 - Die Magnesiumlösung


    Hier wird 0,1 Gramm MgSO4 * 7H20 auf 100ml Süßwasser gelöst.

    Ebenso kein Problem.


    Ich seh aber auch kein Problem darin, dass gleich alles zusammenzumischen. Die verschiedenen Stammlösungen finden sich oft in wissenschaftlichen Rezeptesammlungen, weil ausgehend davon dutzende verschiedener Rezepte zu realisieren sind.

    Zitat

    Ich bin leider kein Chemiker und kann den Gehalt an Phosphat und Nitrat hier nicht beurteilen, in die Stammlösungen werden hier:
    75g/L Natriumnitrat
    5g/L mono-Natriumphosphat-1-hydrat
    gegeben.

    54,7 g Nitrat
    3,44 g PO4

    Zitat

    Kannst du mir aus dem Stehgreif sagen, wie das Verhältnis Nitrat zu Phosphat hier wäre ?

    15,9 : 1


    Davon wird dann jeweils 1ml (plus 1ml der Vitamin- und Spurenelementelösung) auf 1 Liter Seewasser aufgefüllt. Das wäre dann die recht bewährte Grundrezeptur des F/2 mediums nach Guillard.

    Zitat

    Ok, beide Rezepte haben nun einen immens hohen Anteil an Stickstoff. Gleichzeitig sollen ja recht hohe Nitratwerte im Phytozuchtbecken eingestellt werden. Wie würde sich denn da nun die Bildung von Ammoniak auswirken ?

    Wenn man nur Nitrat zugibt, wo soll dann das Ammonium/Ammoniak herkommen?

    Zitat

    Wie gesagt soll das Phyto bei mir der Fütterung von Artemia dienen, wird also nicht direkt in ein Meeresaquarium eingebracht. Ich weiß leider nicht, wie sich die nicht verbrauchten Düngerbestandteile auf die Artemia auswirken. Wenn ich da nur an meine früheren Kupferprobleme denke graust es mir schon.....

    Da wird dann nichts anderes eingebracht, als das, was die Artemia auch produzieren.

  • Hallo Andreas,


    Nochmal vielen Dank für deine Hilfe. Etwas neutrale Beurteilungen abseits von den zu eingefahrenen Betrachtungsweisen mancher Phytoplanktonzüchter sind mir sehr wichtig.
    Ich denke eigentlich auch, daß ein wenig Phosphat meine Fische nicht umbringt oder schädigt und auch die Artemia nicht.

    Zitat

    Wenn man nur Nitrat zugibt, wo soll dann das Ammonium/Ammoniak herkommen?


    Entschuldigung. Habe mich da nicht genau genug ausgedrückt. Bezog mich hier auf andere Rezepte und auch die meisten Blumendünger wo auch noch andere Stickstofflieferanten drin sind wie z.B. Carbamidstickstoff. Oder auch das Ammoniumnitrat in Eudrakon N.


    Hätte ja wie gesagt gern alles aus deinen Düngern angemischt. Zumindest soweit, daß ich die benötigte Stickstoff/Phosphat Konzentration erreiche im Verhältnis von 15:1 bis 20:1. Zeitgleich noch ein paar Vitamine und Spurenelemente (Ferrdrakon ??? Aquadrakon ???) und mein Phytodünger wäre perfekt. Aber da wäre wohl das Ammoniumnitrat im Wege, wenn ich dich richtig verstanden habe.


    Hast du da eventuell einen Vorschlag so aus dem Stehgreif ?


    Ansonsten könnte ich höchstens noch auf die Apotheke zugreifen für die einfachen Stammlösungen. Doch über deinen Dünger wäre es mir lieber, weil ich den eben schon da habe.
    Vielleicht besorge ich mir mal Natrium- oder Kaliumnitrat aus der Apotheke. Kann ich den Stickstoffanteil dieser Verbindungen irgendwo nachlesen ?


    Alles eine sehr interessante Problematik :)


    Grüße,


    Juergen