Wasserlinsen in der Medizin

  • Der Teich ist ein einziger grüner Teppich - Entengrütze hat ihn zugewuchert. Naturliebhaber freuen sich an dem Bild. Gärtner ärgern sich über die so extrem schnell wachsende kleine Wasserpflanze, unter deren Teppich sich kein Leben im Wasser halten kann. Aber auch Wissenschaftler haben die Entengrütze und ihr Potential entdeckt, berichtet die britische Zeitschrift "BBC Wildlife" in ihrer Juli-Ausgabe. Denn die Wasserlinse ist eine wahre Wunderpflanze.


    In den USA, Polen und Belgien wird die Pflanze zur Abwasserreinigung eingesetzt. Die kleinen Pflanzen nehmen große Mengen Schadstoffe auf und (bilden sic!) eine sauerstoffreiche Schicht zwischen Luft und Wasser, so daß keine giftigen Abwassergase entweichen können. Ein weiterer Vorteil für Klärwerke ist, daß im dunklen Wasser unter der Entengrütze keine Algen wachsen können.


    Wasserlinsen enthalten viel Stärke, Zucker, Vitamine und vor allem soviel Eiweiß wie keine andere Pflanze. Unter idealen Bedingungen können zehn Tonnen Protein pro Jahr produziert werden, mit Soja ist es höchstens eine Tonne pro Jahr {auf welcher Fläche? - DRAK). Entengrütze wäre also ideales Tierfutter. Und in Vietnam, Bangladesch und den USA etwa wird die kleine Schwimmpflanze bereits als Futter für Tiere angebaut. Auch für Menschen ist Entengrütze schmackhaft. Der deutsche Wasserlinsen-Forscher Privatdozent Klaus Appenroth aus Jena hat Entengrütze selbst probiert. Er beschreibt den Geschmack als "frisch und grün" und meint, Wasserlinsen seien als Salat geeignet.


    Für die Medizin hat die amerikanische Forstwissenschaftlerin Dr. Anne-Marie Stomp die Entengrützefamilie der Lemnaceae entdeckt: Genetisch modifiziert, produziert die Pflanze Proteine, die therapeutisch nutzbar sind, wie Insulin. Und das ist erst der Anfang: Die Forscherin ist so begeistert von der Entengrütze, daß sie in Pittsboro in North Carolina ein biotechnisches Unternehmen namens Biolex gegründet hat, das sich nur der Nutzung der Kleinen Wunderpflanze für die Medizin widmet.


    aus: Ärztezeitung, Nr. 134 Freitag/Samstag, 19./.20. Juli 2002, S. 5.