Karbonathärte verschwunden....

  • Hallo zusammen,


    gestern abend habe ich mit Schrecken festgestellt, dass der ph-Wert in meinem Becken plötzlich ungewöhnlich stark nach unten geht.


    Nachdem ich zwar einen zeitlichen Zusammenhang mit gewissen Veränderungen im Becken sehe, mir aber über die wirklichen (chemischen/biologischen) Zusammenhänge nicht so im Klaren bin, stelle ich das mal hier rein, in der Hoffnung, dass es einer der vielen Profis hier liest und sich einen Reim darauf machen kann.


    Üblicherweise habe ich immer einen ph von 6,5 und eine KH von 4.
    Das Wechselwasser bereite ich immer über einen Ionentauscher (Vollentsalzer Kationen und Anionentauscher) auf und verschneide es dann mit Leitungswasser (Leitwert 600) bis ich einen Leitwert von ca. 200 habe.


    Ich habe zwar auch noch eine CO2-Anlage, betreibe die aber seit langem nicht mehr, weil der ph von 6,5 sich (seit ich den Ionentauscher benutze) auch ohne CO2 Zugabe immer stabil eingestellt hat. Ausserdem habe ich laut CO2-Langzeittest genug CO2 im Becken und lt. Berechnung mit ph6,5 und KH4 sollten es auch über 30mg/l sein.


    Gestern abend war der ph dann plötzlich auf 5,5 und die KH war nicht mehr messbar und ich kann mir keinen richtigen Reim darauf machen, was da nun vor sich geht.


    Es wurden die letzten 3 Wochen einige Änderungen am Becken durchgeführt und ich betrachte das auch als die Ursache, aber ich verstehe den eigentlichen Zusammenhang nicht und weiss darum auch nicht so genau, wie ich dagegensteuern soll.


    Vor ca. 3 Wochen habe ich mir einen Oxydator ins Becken gestellt, weil mir der morgens gemessene O2-Gehalt immer wieder mal zu niedrig war und ich nicht ständig einen Diffusor oder eine Lüfterpumpe laufen lassen wollte. Erstens weil's mir zu laut ist, zweitens, weil es mir das CO2 aus dem Becken treibt.
    Dann wurde noch der Filter gereinigt, auch nicht anders als sonst, auch nicht gründlicher als sonst. Einfach im alten Wechselwasser ausgespült.
    Nur die Schläuche habe ich diesmal mit einer Bürste gereinigt, weil die schon ziemlich zu waren.


    Der Pflanzenwuchs war immer sehr zufriedenstellend, ich habe meistens mehr rausgeschnitten als neu eingepflanzt. Ich dünge schon seit längerem (ca. 2Jahre) regelmässig mit den Drak-Düngern (Daydrakon, Ferdrakon und N/P-Zusatzdünger) und habe nur gute Erfahrungen damit gemacht.
    Das einzige was mich immer gestört hat, waren die Pinselalgen, die sich ziemlich hartnäckig auf den Wurzeln breitgemacht hatten.


    Am Fischbesatz hat sich die letzte Zeit auch nichts grundlegend geändert.
    ich hab z.Zt. zwei Skalare, ca. 20 Platy, 5 mittelgrosse Antennenwelse, 10 Schwertträger und noch zwei Silbermollies drin. Die Fische verhalten sich nicht ungewöhnlich. Das Becken ist 120x40x50.


    Die Pinselalgen waren auch mit ein Grund für den Einsatz eines Oxydators. Die Algen haben sich seit dem Betrieb des Oxydators im Verlauf von 3 Wochen zu gut 70% aufgelöst oder sind nach und nach abgefallen und konnten abgesaugt werden. Teils sah es auch so aus, als würden sich die Welse jetzt drüber hermachen, wobei sie die Pinselalgen früher eigentlich nie beachtet haben.


    Für mich war das also erstmal ein voller Erfolg: Mehr Sauerstoff im Wasser, endlich die sch.... Pinselalgen weg, CO2 wird nicht mehr ausgetrieben. Super!


    Naja, und nun fährt mir das Becken mit dem ph plötzlich in den Keller und die KH verschwindet ganz einfach. Bemerkt habe ich es nur am CO2 Dauertest, weil der plötzlich ganz gelb war.


    Ich verstehe das überhaupt nicht, ich wechsle alle zwei Wochen ca. 1/4 des Wassers, Mulm ist zwar auf dem Boden, aber auch nicht übermässig viel.
    Wie gesagt, das Becken läuft seit Jahren ohne grosse Änderungen stabil.


    Als "erste Hilfe" habe ich gestern abend noch schnell das Wasser etwas mit Durdrakon-Pulver aufgehärtet, weil ich mir dachte, dass ich damit wenigsten wieder einen Puffer bekomme, damit mir der ph nicht noch weiter abrutscht. Das hat auch soweit funktioniert, der ph war heute früh bei 7 und die KH ca. bei 3-4. Auch den Fischen geht's noch gut.
    Allerdings zeigte der CO2-Dauertest immer noch total gelb an, was ja eigentlich nicht sein kann.


    Wie gesagt, ich bin momentan etwas ratlos und wäre für jeden Hinweis dankbar. Vielleicht habt ihr ja noch eine Idee.


    Grüsse, Fricky.
    --

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Vor ca. 3 Wochen habe ich mir einen Oxydator ins Becken gestellt

    ich vermute jetzt mal, dass durch den Oxidator mehr Stickstoffverbindungen zu Nitrat oxidiert wurden als vorher und weniger Denitrifikation in sauerstoffarmen Zonen stattfindet.
    Zur Kontrolle müsste man mal wieder den Nitratgehalt überprüfen.
    Da bei der Entstehung von Nitrat Säure gebildet wird, wäre das eine Erklärung für das Absacken der KH und des pH.

    Zitat

    Allerdings zeigte der CO2-Dauertest immer noch total gelb an, was ja eigentlich nicht sein kann.

    Muss der nicht neu gefüllt werden, wenn sich die Wasserwerte maßgeblich verändern, damit er wieder korrekt anzeigt?

  • wow! Blitzschnell, danke für die prompte Antwort.


    Also doch, der Oxydator....


    Nitrat messe ich ja wöchentlich, schon wegen des Eudrakon N.
    Da bewege ich mich immer in dem empfohlenen Bereich und ich konnte bislang auch sehen (messen), dass das Nitrat auch wirklich "verbraucht" wurde.
    Aber ich werd's heute abend trotzdem nochmal messen.


    Kann es denn sein, dass sich da ca. 2 bis 3 Wochen gar nichts verändert, und dann ganz plötzlich soviel mehr Stickstoffverbindungen zu Nitrat oxidiert werden? Sollte ich vielleicht den Eudrakon N mal weglassen?


    Der Leitwert ist mit dem Sinken der KH ebenfalls von 200 bis auf 130 runter gegangen, durch das gestrige Aufhärten ist er wieder auf 340 gestiegen.
    Ich hätte ihn gerne wieder bei 200, befürchte aber, dass mir dann wieder die ph und KH runtergehen. Pendelt sich das ganze irgendwie wieder mal von selbst ein, oder was kann man da auf Dauer dagegen (Absacken des ph und KH) noch tun?? Muss ich jetzt wegen dem Oxydator ständig mehr KH "vorhalten"?


    Hmmm...., ja, den CO2-Dauertest sollte ich wohl schon neu füllen, da haben Sie natürlich recht, daran hab ich gestern abend in der Hektik gar nicht mehr gedacht.


    Mal sehen, was mich heute abend zuhause erwartet.


    Vielen Dank einstweilen.


    Grüsse, Fricky.
    --

  • BTW:


    Was mir grade noch einfällt:


    Was hat mir der CO2-Dauertest eigentlich nun genau angezeigt?


    Nur einen erhöhten CO2-Gehalt oder das Absinken des PH-Wertes?


    Dass durch Oxydation der ph-Wert runtergeht mag ja sein, aber wie will der Dauertest mir das anzeigen, wo er doch nur mit der Luft über dem Wasser, aber nicht mit dem Wasser direkt in Berührung steht?


    Und wenn er nur das CO2 angezeigt hat, wird durch Absinken des ph-Wertes automatisch CO2 frei, oder auch durch Oxydationsvorgänge?


    (Fragen über Fragen...)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Also doch, der Oxydator....

    nur eine Vermutung, damit kann ich auch daneben liegen.

    Zitat

    Nitrat messe ich ja wöchentlich, schon wegen des Eudrakon N.
    Da bewege ich mich immer in dem empfohlenen Bereich und ich konnte bislang auch sehen (messen), dass das Nitrat auch wirklich "verbraucht" wurde.
    Aber ich werd's heute abend trotzdem nochmal messen.

    Die Messung ist insofern wichtig, denn wenn sich gar nichts am Nitrat-Gehalt geändert haben sollte, dann fehlte meiner Vermutung die Grundlage und ich muss mir was andres überlegen.

    Zitat

    Sollte ich vielleicht den Eudrakon N mal weglassen?

    da würde ich erst mal die Messung abwarten. Wenn das Nitrat unerwartet hoch ist, sollte man natürlich eine Zeitlang mit dem Eudrakon N pausieren.

    Zitat

    Der Leitwert ist mit dem Sinken der KH ebenfalls von 200 bis auf 130 runter gegangen

    Das ist seltsam. Wenn die KH sinkt weil sie durch Nitrat ersetzt wird, sollte der Leitwert in der Summe nahezu unverändert bleiben, das Absinken des pH sollte den Leitwert eher erhöhen.

    Zitat

    Pendelt sich das ganze irgendwie wieder mal von selbst ein

    Wahrscheinlich ja, wenn man eine Zeitlang nichts mehr am Ablauf und den Parametern ändert. Wo sich das dann einpendelt, ist jetzt schwer vorherzusagen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Was hat mir der CO2-Dauertest eigentlich nun genau angezeigt?

    das ist ein wenig kompliziert. Im Prinzip zeigt er einen pH. Aber der kann sich nach dem Befüllen nur noch über das CO2 ändern, der über die Luftblase mit dem CO2-Gehalt im Becken in Verbindung steht.
    Daher muß nach allen größeren Änderungen auch neu befüllt werden.

    Zitat

    Und wenn er nur das CO2 angezeigt hat, wird durch Absinken des ph-Wertes automatisch CO2 frei, oder auch durch Oxydationsvorgänge?

    Wenn sich z.B. durch Nitrifikation Säure bildet, wird durch den Verbrauch der KH reichlich CO2 frei. Auch durch die vermehrte Oxidation organischer Stoffe wie Mulm und Huminstoffen kann sich jede Menge CO2 bilden.

  • Zuerst nochmal vielen Dank für die kompetente und schnelle Unterstützung.
    Sowas ist nicht selbstverständlich und ich weiss das zu schätzen.
    Wirklich 1A Support hier!!!!


    So, gestern abend habe ich nochmal alles gecheckt (eine Messorgie...) und ich denke, Sie liegen genau richtig mit Ihrer Vermutung.


    Ammoniak 0
    Nitrit 0
    Nitrat 30mg/l
    GH 7
    KH 4
    pH 7,5 (gestern abend)
    pH 7,4 (heute früh)
    (frischer) CO2 Dauertest zeigt dunkelgrün, also relativ wenig
    Leitwert 360 (gestern abend)
    Leitwert 400 (heute früh)
    Eisen 0,25 mg/l
    O2 ca. 5-6mg/l


    Der Leitwert ist also nochmal ein wenig angestiegen, vermutlich war bei der Messung vorgestern Nacht noch nicht alles Durdrakon gelöst.
    Der pH ist einigermassen stabil, die Änderung von gestern 7,5 zu heute früh 7,4 ist m.E. nicht wirklich relevant, vielleicht auch nur ein Messfehler.


    Der Nitratwert ist allerdings wie Sie vermutet hatten ziemlich hoch, bei 30mg/l. Ammoniak und Nitrit sind dagegen nicht messbar, daraus würde ich jetzt mal schliessen, dass der Stickstoffabbau ansich im Becken (und der Filter) immer noch recht gut funktioniert. Seltsam, dass Nitrat am Sonntag noch unter 10mg/l war, dass sich das dann so schnell innerhalb weniger Tage erhöht hat, versteh ich nicht. Ich hätte eher erwartet, dass es kontinuierlich über die drei Wochen, seit denen der Oxydator in Betrieb ist, ansteigt.


    Kann es vielleicht sein, dass die vielen abgestorbenen Pinselalgen das Wasser in kurzer Zeit so stark belastet haben? Denn die sind wirklich ziemlich schnell dezimiert worden und evtl. ist davon so einiges im Filter gelandet, bevor ich es absaugen konnte. Dann (wenn die Vermutung stimmt) sollte es sich doch nach und nach wieder stabilisieren, wenn jetzt keine neuen, oder immer weniger abgestorbenen Pinselalgen dazu kommen.


    Mein Plan sähe jetzt folgendermassen aus:


    Nitrat beobachten.
    Eudrakon N erstmal eine zeitlang weglassen, bis das Nitrat deutlich (auf unter 10mg/l) sinkt. Es sollte doch m.E. allmählich sinken, weil es ja durch die Pflanzen verbraucht wird, oder liege ich damit falsch?


    pH und KH im Auge behalten, Hauptsache sie sind erstmal stabil, und wenn die Werte stabil sind, mit den nächsten Wasserwechseln das Becken dann langsam wieder in den früheren Bereich bringen.


    Wäre das so ok, oder sollte man da besser anders vorgehen?


    vielen Dank.


    Grüsse, Fricky.
    --

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Zuerst nochmal vielen Dank für die kompetente und schnelle Unterstützung.
    Sowas ist nicht selbstverständlich und ich weiss das zu schätzen.
    Wirklich 1A Support hier!!!!

    im Gegenzug freut es mich dann, wenn mein Rat geschätzt wird.


    So, gestern abend habe ich nochmal alles gecheckt (eine Messorgie...) und ich denke, Sie liegen genau richtig mit Ihrer Vermutung.

    Zitat

    Der Leitwert ist also nochmal ein wenig angestiegen, vermutlich war bei der Messung vorgestern Nacht noch nicht alles Durdrakon gelöst.

    Zustimmung.

    Zitat

    dass sich das dann so schnell innerhalb weniger Tage erhöht hat, versteh ich nicht. Ich hätte eher erwartet, dass es kontinuierlich über die drei Wochen, seit denen der Oxydator in Betrieb ist, ansteigt.

    Da kann ich auch nur spekulieren, warum das so plötzlich gekommen ist. Seltsam ist es schon.

    Zitat

    Kann es vielleicht sein, dass die vielen abgestorbenen Pinselalgen das Wasser in kurzer Zeit so stark belastet haben? Denn die sind wirklich ziemlich schnell dezimiert worden und evtl. ist davon so einiges im Filter gelandet, bevor ich es absaugen konnte. Dann (wenn die Vermutung stimmt) sollte es sich doch nach und nach wieder stabilisieren, wenn jetzt keine neuen, oder immer weniger abgestorbenen Pinselalgen dazu kommen.

    Diese Vermutung klingt immerhin recht plausibel und solange niemanden etwas anderes einfällt, würde ich auch dazu neigen, das so zu erklären.

    Zitat

    Nitrat beobachten.
    Eudrakon N erstmal eine zeitlang weglassen, bis das Nitrat deutlich (auf unter 10mg/l) sinkt. Es sollte doch m.E. allmählich sinken, weil es ja durch die Pflanzen verbraucht wird, oder liege ich damit falsch?

    Würde ich genau so anraten.

    Zitat

    pH und KH im Auge behalten, Hauptsache sie sind erstmal stabil, und wenn die Werte stabil sind, mit den nächsten Wasserwechseln das Becken dann langsam wieder in den früheren Bereich bringen.

    Ja, das sollte die beste Vorgehensweise sein.


    Das ganze ist ein schönes Beispiel dafür, wie man im Aquarium mit rel. kleinen Ursachen große Wirkungen erzielen kann.

  • Hallo,


    Nitrat sinkt jetzt allmählich, Leitwert ist immer noch auf 400, pH 7,2, KH 2.


    pH und KH sind also immer noch (schon wieder) am sinken.


    An der Katastrophe bin ich nochmal knapp vorbei gekommen, aber ich denke, ich weiss jetzt, wo ich ansetzen muss.


    Den Oxydator werde ich am WE mal auf die Hälfte drosseln (ein Katalysatorsteinchen raus), dann 25% WW und dann mal sehen. Wenn mir das Ganze zu blöd wird und sich das AQ nicht demnächst auf einem vernünftigen Niveau einkriegt, kommt der Oxy eben wieder komplett raus. Den muss ich nicht um jeden Preis drin haben.


    Das ganze ist ein (schönes) Beispiel dafür, wie man im Aquarium mit rel. kleinen Ursachen große Wirkungen erzielen kann.

    Das ist wohl leider wahr.......das kommt davon, wenn man den vollmundigen Versprechungen der schönen Hochglanzprospekte zu schnell zuviel Glauben schenkt. Naja, jedenfalls wieder was gelernt.


    Danke nochmal für die Tips!


    Gruss, Fricky.
    --