Umkehrosmoseanlage reklamieren?

  • Hallo Aquarianer,


    ich möchte gerne mal eure Meinung hören. Ich habe mir vor kurzem eine neue UO-Anlage (TFC-Membran) zugelegt. Ich bin leider etwas entäuscht von Ihrer Leistung. Mein Ausgangswasser hat einen Leitwert von 660uS, das Permeat 80uS (Das ist immer noch 4 mal mehr als mein Regenwasser!). Und weniger als 90% Leistung. (Leitungsdruk 4 bar)
    Nun liest man ja immer, daß diese Dinger je nach Umständen zwischen 90 und 98% der Salze entfernen sollen. Wäre die Anlage schon etwas betagt, wäre das ok aber eine Neue sollte da doch drin liegen oder?


    Was meint Ihr, ist das ein triftiger Grund das Ding zu reklamieren?


    LG, David


    PS: Sie ist noch nie ausgetrocknet.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Und weniger als 90% Leistung. (Leitungsdruk 4 bar).

    und das bedeutet in Zahlen? Bei welchem Wasser-/Abwasser-Verhältnis?

    Zitat

    Was meint Ihr, ist das ein triftiger Grund das Ding zu reklamieren?

    Ich denke schon. Vor allem wäre ein deutlich besserer Leitwert schon zu erwarten.

  • Hallo,
    kann zwar deinen Unmut verstehen, aber ich glaube nicht das eine Reklamation wirklich berechtigt wäre.
    Beispiel:
    Mein Leitungswasser hat einen Leitwert von 600 µS/cm mit einer einfachen UO-Anlage kam ich auch immer nur auf Leitwerte des Osmosewassers zwischen 60 und 90 µS/cm und das bei einem Abwasser / Permeatverhältnis von ca. 4 : 1
    Ich habe jetzt umgestellt auf eine andere Osmoseanlage mit Druckerhöhungspumpe und erreiche unter ansonsten gleichen Bedingungen einen Leitwert von ca. 15 bis 20 µS/cm.
    Du solltest deinen mit 4 bar angegebenen Leitungswasserdruck sehr kritisch betrachten, da dieser wenn er denn überhaupt 4 bar sein sollte den unter Umständen nicht an jeder Wasserentnahmestelle hat, bzw. vielleicht im Keller hat, im EG bereits etwas niedriger im ersten Stock noch niedriger etc.
    Die Osmosemembranen bzw. ihre Datenblätter sind da ganz schön tückisch, wenn man genau schaut ist die Permeatleistung immens abhängig vom Eingangsdruck und der Temperatur des Rohwassers. Falls also Zweifel am Eingangsdruck bestehen oder die Leistung der Osmoseanlage nicht ausreicht meine Empfehlung Druckerhöhungspumpe davorschalten oder von vornherein Anlage mit Druckerhöhungspumpe das spart viel Ärger und Abwasser.
    Beste Aquagrüße
    Robert

  • und das bedeutet in Zahlen? Bei welchem Wasser-/Abwasser-Verhältnis?


    Hallo Andreas Kremser,


    naja, in Zahlen sind das 88% Salzrückhaltung bei einem Permeat-Abwasserverhältniss von 1/4. Die Anlage hat nun auch schon mehrere hundert Liter Laufzeit hinter sich. Eingefahren müsste sie also sein.


    Das mit der Druckerhöhung klingt interessant. Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Allerdings verstehe ich nicht wie ein im wesentlichen mechanisch funktionierender Filter bei höherem Druck eine höhere Rückhalterate haben kann? Ich würde eigentlich eher das Gegenteil erwarten. Schließlich werden die Ionen ja mit steigendem Druck auch mit einer größeren Kraft durch die Poren der Membran gepresst, oder?


    Woher bekommt man eine solche Druckerhöhungspumpe?


    Jedenfalls vielen Dank für eure Antworten...


    LG,


    David

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    naja, in Zahlen sind das 88% Salzrückhaltung bei einem Permeat-Abwasserverhältniss von 1/4. Die Anlage hat nun auch schon mehrere hundert Liter Laufzeit hinter sich. Eingefahren müsste sie also sein.

    meine Frage bezog sich auf die Leistung "weniger als 90 % Leistung". Leistung bedeutet ja hier Liter/Tag bei einem bestimmten Druck und Temperatur.
    Die Salzrückhaltung würde ich sprachlich nicht Leistung sondern Effektivität oder so nennen.


    Die Leistung der Anlage hat ja nun auch nicht gerade unerhebliche Bedeutung. Insbesondere die Rückhaltequote und das Permeat/Abwasserverhältnis hängen auch stark von der Leistung einer Anlage ab.

    Zitat

    Allerdings verstehe ich nicht wie ein im wesentlichen mechanisch funktionierender Filter bei höherem Druck eine höhere Rückhalterate haben kann? Ich würde eigentlich eher das Gegenteil erwarten. Schließlich werden die Ionen ja mit steigendem Druck auch mit einer größeren Kraft durch die Poren der Membran gepresst, oder?

    Das ist nun ein weitverbreiteter Trugschluß. Eine UO ist eben keine einfach mechanische Filtration, der Name Ultrafiltration ist kein Marketing-Begriff, sondern versucht die besondere Physik zu beschreiben.
    Hier laufen mehrere Prozesse parallel. Das Wasser hat eine relativ hohe Beweglichkeit in der (hydrophoben) Membran, das ist eine Grundvoraussetzung. Ohne Druck wird das Wasser auf die Seite mit der höheren Konzentration wandern (Osmose) und einen bestimmten Druck aufbauen. Drückt man nun mit einem höheren Druck auf der Konzentratseite, so wandert das Wasser in die andere Richtung (Umkehr-...). Und zwar um so schneller je mehr der angelegte Druck den Osmosegleichgewichtsdruck übersteigt. Idealerweise passieren dabei die gelösten Stoffe die Membran überhaupt nicht.
    Nun ist aber in der Realität nichts ideal, weswegen es immer Poren in der Membran gibt, die die viel größeren gelösten Stoffe teilweise passieren lassen. Dieser Prozess ist aber nicht druckabhängig, sondern diffusionskontrolliert. D.h. je höher der angelegte Druck desto besser wird die Rückhaltequote.
    Da die Diffusion auch noch temperaturabhängig ist, fällt die Rückhaltequote auch noch bei steigender Temperatur. Da die Beweglichkeit des Wassers in der Membran aber auch mit steigender Temperatur steigt, erhöht sich die Leistung der Anlage mit steigender Temperatur.


    Das lässt sich alles am besten in einem Druck-Temperatur-Diagramm, das von besseren Herstellern veröffentlicht wird, darstellen.

  • Allerdings verstehe ich nicht wie ein im wesentlichen mechanisch funktionierender Filter bei höherem Druck eine höhere Rückhalterate haben kann? Ich würde eigentlich eher das Gegenteil erwarten. Schließlich werden die Ionen ja mit steigendem Druck auch mit einer größeren Kraft durch die Poren der Membran gepresst, oder?
    David


    Hallo,
    die Erklärung hängt wahrscheinlich mit der Verweilzeit an der Membran zusammen. Wenn die Zeit für den Durchfluß eines bestimmten Volums länger ist, als sie wäre wenn der Eingangsdruck höher ist schlüpfen mehr Moleküle durch das Sieb, die gerade die maximale Größe haben um noch durchzukommen. Tatsache ist das bei der Umkehrosmose sehr viele physikalische und chemische Einflüße wirksam sind. Eine einfache Formel mit der sich in Abhängigkeit vom Eingangsdruck die Rückhalterate bestimmen läßt gibt es wahrscheinlich nicht.
    Ich habe ganz praktisch den Versuch durchgeführt und mit der gleichen Membran mit der ich die relativ schlechte Rückhalterate ohne Druckerhöhung hatte Osmosewasser mit Druckerhöhungspumpe erzeugt und siehe da auf einmal ließ sich auch damit ein Leitwert von nurmehr max. 20µS/cm erreichen.
    Ob es Sinn macht eine bestehende Anlage mit Druckerhöhungspumpe nachzurüsten muß jeder selbst entscheiden zur Information schau mal auf marinshop.de


    Beste Aquagrüße


    Robert