Schwarzerlenextrakt

  • Hallo Andreas,


    habe schon mehrfach über deinen Schwarzerlenextrakt gelesen, finde aber das Rezept nirgendwo auf deiner Seite ?!
    Könntest du vielleicht das Rezept posten ?


    MFG Thomas

  • Schwarzerlen-Extrakt


    Zuerst steht das Sammeln der Schwarzerlenzäpfchen an. Die Schwarzerle (Alnus glutinosa) ist ein bis zu 25 m hoher Baum mit schwarzer Borke, der an Graben, Bach- und Flußrändern zu finden ist. In feuchten Niederungen und Mooren finden sich auch kleine, lockere Bestände. Das Holz ist im Wasser lange haltbar und wird daher oft zum Bau von Bootsstegen verwendet. Aufgrund dieser Eigenschaften sind Erlenholz und -wurzeln auch bedingt für die Aquaristik geeignet.


    Die Zäpfchen werden


    - grob gesäubert und kurz gewässert (dabei kann noch allerlei Getier zum Vorschein kommen)
    - im Backofen getrocknet (nicht zu heiß, wenn man keinen Wohnungsbrand riskieren möchte)
    - fein zerkleinert (mit diversen Küchenmaschinen - nicht vom rechtmäßigen Benutzer der Maschine erwischen lassen!)


    Das Pulver hält dicht verschlossen in einem Glas aufbewahrt für eine Ewigkeit.


    1 Liter Konzentrat wird nun wie folgendermaßen hergestellt:


    1,75 l demineralisiertes Wasser oder Umkehrosmosewasser mit 100 g Erlenzäpfchenpulver ansetzen und 1 Stunde quellen lassen
    dann 0,5 Stunden kochen und anschließend heiß abseihen (erst grob, dann mit Papierfilter).
    Danach muß ca. 10 Tage belüften werden. Vorsicht, ein Gefäß mit genügend Spielraum wählen, da es die ersten Tage extrem schäumt
    Übrig bleibt ca. ein Liter Konzentrat, welches zur Konservierung mit 1,5 ml Formaldehyd (35 - 37%ig) oder 1 g Methylparaben/Nepagin versetzt wird. Das Konzentrat ist nahezu geruchlos und sehr lange haltbar. Eventuell kann auch auch etwas weniger Formaldehyd genommen werden (bei Versuchen mit offenen Proben hörte die Pilzbildung bereits bei 1 mg/l auf).


    Von diesem Konzentrat kann man 1 - 2 ml / 10 Liter Frischwasser verwenden. Das ergibt erst mal eine etwas unansehnliche Färbung des Frischwassers, die aber bei den niedrigen pH-Werten im Aquarium schnell verschwindet.


    Diese Anleitung stammt in ihren wesentlichen Teilen von Ulrich Breitfeld, dem ich auf diesem Weg ganz herzlich für die Erlaubnis zur Veröffentlichung danken möchte.

  • Von Schwarzerlenzäpfchen werden wahre(?) Wundergeschichten erzählt: sie sollen ähnlich wie Torf die Karbonathärte entfernen, ansäuern und Gerbsäure abgeben. Seit einem Jahr versuche ich nun,das bei mir nachzuvollziehen, jedoch ohne Erfolg. Die Zäpfchen stammen von verschiedenen Bäunen, darunter ein grosser, der mit Sicherheit eine Schwarz-keine Grün- oder Grauerle war.
    Ins Wasser gegeben, reduzierten sie den pH von 7,2 auf 6.5, eine Probe färbte stark braun, der Leitwert erhöhte sich von 600 auf 650 mS, die andere Probe färbte nur schwach, der Leitwert erhöhte sich jedoch von 600 auf fast 900 mS.
    Was läuft da falsch?
    Die Zäpfchen waren ungewaschen, vom Baum ins Glas, geerntet wurden Mitte Dezember.


    Gruss Michael

  • Hallo Michael,


    ich verwende Erlenzäpfchen zum Färben des Wassers, mir gefällt die braune Farbe. Um das Wasser spürbar zu enthärten, brauchst Du meines Wissens je nach Härte ziemlich viele Erlenzapfen, ich konnte bei mir zumindest noch keinen nennenswerten Effekt nachvollziehen. Ich teste momentan in einem 45l Becken, KH 9, jede Woche gebe ich nach einem 33%igen Wasserwechsel 5-6 Erlenzapfen ins Wasser. Das Wasser sieht lediglich aus wie schwarzer Tee :)


    Ich selbst enthärte einen Teil meines Wechselwasser mit Torf, auch nur wegen der Farbe. Hier kann ich aber nach einigen Stunden KH 0 messen.

    Hier einige Infos zu Erlenzapfen:
    http://www.drta-archiv.de/Wass…smittel/erlenzapfen.shtml


    Hat eigentlich jemand Erfahrungen, wie lange man Erlenzapfen im Aquarium lassen sollte? (bzgl. Verrottung und Freisetzung von ungewünschten Stoffen, vielleicht PO4?) Optisch sind sie ja wirklich nicht zu verachten, und den Welsen gefällts meiner Meinung nach.

  • Andreas Kremser schrieb:
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    > Schwarzerlen-Extrakt
    >
    > Danach muß ca. 10 Tage belüften werden. Vorsicht,
    > ein Gefäß mit genügend Spielraum wählen, da es die
    > ersten Tage extrem schäumt


    hallo Andreas,könntest du mir bitte sagen,warum ich Extrakt 10 Tage belüften muss?
    und ob es normal ist ,dass ich nach diesen 10 Tagen glitschige Klumpen in Flasche finde?


    Danke.
    MfG Sergej.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    das was in den 10 Tagen Belüftung oxidiert wird, würde vorher im Becken zu starker Sauerstoffzehrung oder sogar zu einer Bakterienblüte führen.


    Die Klumpen sind irgendwelcher ausgefallene Schmodder oder riecht es denn schon gammelig?


    Es sollte sowieso filtriert und dann mit einem Konservierungsmittel versehen werden.


    Ich selber habe das nie gemacht, vor Jahren habe ich einmal Tee-Extrakt nach der analogen Methode hergestellt.

  • Hallo Andreas.


    Ich denke ,dass es irgentwelche Harze oder ähnliches sind.
    Vor belüften hat Extrakt sich harzig(klebrig zwischen Finger)angefült.
    Nach belüften ist es etwas neutraler,riecht weniger intensiv.
    ich hab Klumpen einfach rausgefiltert.


    Nochmals Danke.


    MfG Sergej.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    das Gleiche, was man auch mit Torfextrakt oder Erlenzapfen erreicht. Zuführung von Huminstoffen, die dem Leitungswasser zunächst fehlen, in den Ursprungsgewässern von Klarwasser- und speziell Schwarzwasserbewohnern aber reichlich vorhanden waren.


    Der Teeextrakt wurde in der DATZ veröffentlicht:


    Uwe Römer, DATZ 43(5), 314 (1990).


    Dort gab es auch eine Tabelle, mit Zuchterfolgen bei diversen Apistogrammas.


    Die Erfolge waren durchweg gleichgut, wie mit Torfextrakt, teilweise sogar besser. Beide waren deutlich besser als unbehandeltes Wasser.


    Ob's den Pflanzen was bringt? Evtl. sind die Huminstoffe als schwache Chelatoren etwas UV-stabiler als EDTA und verwandte Verbindungen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    nachfolgend der Bericht von meiner alten Website:


    Ein Paket Schwarzer Tee wird 20 min. in Osmosewasser gekocht. Der erste Aufguß wird verworfen (enthält praktisch das gesamte Coffein und andere Schadstoffe).
    Der Tee wird nun so oft erneut ausgekocht, bis er völlig erschöpft ist, was man daran erkennt, daß der Sud farblos bleibt. Der Sud wird in einem Behälter gesammelt und belüftet bis die Schaumbildung aufhört (ca. 14 Tage). Dieser Tee-Extrakt ist im Gegensatz zu Torfextrakt weitgehend pH-neutral.


    Eigene Erfahrung:


    Ein 100 g Paket Tee ergab ca. 8 l Sud. Dieser hatte anfangs einen pH von ~ 5, nach 14 Tagen Belüftung pegelte er sich bei 6,2 ein. Man erhielt eine klare tiefbraune Lösung, nachdem man den fertigen Sud vom gebildeten Bodensatz (Bakterien, Teesatz?) abgegossen hatte. In dieser Zeit ist auch der typische Geruch nach altem Tee verschwunden. Soweit ich es bisher beurteilen kann, bekommt der Tee-Extrakt meinen Fischen und Pflanzen ausgezeichnet.
    Die Wasserfärbung ist im Gegensatz zu Torfextrakt nur sehr gering (evntl. abhängig von der verwendeten Teesorte). Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, muß jeder für sich selbst entscheiden.


    Haltbar scheint mir der Extrakt im kühlen Keller monatelang zu sein. Bei wärmerer Lagerung ist eventuell der Zusatz von 1,5 ml Formaldehyd (35 - 37%ig) hilfreich.


    Bei der Dosierung bin ich noch am Experimentieren. Zur Zeit gebe ich beim wöchentlichen 18 %igen Wasserwechsel 200 ml auf 90 l Frischwasser zu. Diese Dosis werde ich aber wahrscheinlich noch steigern, solange ich keine negativen Auswirkungen auf den Pflanzenwuchs o.ä. feststelle.