Eudrakon tägl. Dosierung höher als Empfohlen?

  • Hallo Herr Kremser,
    ich habe eine Frage zu Eudrakon N/P:
    1. Kann ich die tägliche Dosiermenge entgegen ihrer Empfehlung auch erhöhen?
    Ich spiele mit dem Gedanken, da ich seit einer Woche Eudrakon N und P gemäß Empfehlung täglich dünge, die Werte aber nicht (nachweisbar) steigen. Die Pflanzen zeigen zwar erste Wuchsverbesserungen, jedoch noch nicht wie erwünscht.
    2. Sie empfehlen das Buch Pflanzenernährung von A. Amberger. Er schreibt darin, dass ein Merkmal des N-Mangels ein Verholzen des Stängels sei. Ist dies auch auf Wasserpflanzen übertragbar? Ich habe bei meinem Javamoos festgestellt, das es chlorotisch aussah und sehr feste Stiele hatte, die regelrecht piksten! Nach der N und P Düngung wurde es wieder dunkler und weich...
    Gruß P. Alsen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich habe eine Frage zu Eudrakon N/P:
    1. Kann ich die tägliche Dosiermenge entgegen ihrer Empfehlung auch erhöhen?

    Sie können die Zugabe langsam erhöhen. Ich denke unter der beschriebenen Konstellation ist keine Bildung von Nitrit in größeren Mengen zu erwarten. Dazu dürfte der Verbrauch zu hoch sein.

    Zitat

    2. Sie empfehlen das Buch Pflanzenernährung von A. Amberger. Er schreibt darin, dass ein Merkmal des N-Mangels ein Verholzen des Stängels sei. Ist dies auch auf Wasserpflanzen übertragbar? Ich habe bei meinem Javamoos festgestellt, das es chlorotisch aussah und sehr feste Stiele hatte, die regelrecht piksten! Nach der N und P Düngung wurde es wieder dunkler und weich...

    Interessante Beobachtung.
    Zumindest bei Sumpfpflanzen/Stengelpflanzen hätte ich eine Verholzung erwartet, da diese Pflanzen ja nichts prinzipiell anderes sind als andere Pflanzen.
    Moose sind aber sicher ein Sonderfall, den auch Amberger, als er das schrieb, kaum im Sinn gehabt haben dürfte.

  • Hallo Herr Kremser,
    danke zunächst für Ihre Antwort, zu der ich allerdings eine Rückfrage habe.
    Unter welchen Umständen könnte sich (zuviel) Nitrit bilden? Nitrat ist meines Wissens nach das Endprodukt der Nitrifikation. Meinen Sie, dass u.U. das in Eudrakon N enthaltene Ammoniumnitrat und der Harnstoff nicht von den Pflanzen aufgenommen wird und nicht in Nitrat, sondern in Nitrit umgewandelt werden könnten? Kann es also trotz niedriger Nitrat - Werte zu einer Nitrit Überbelastung/Vergiftung kommen, u.U. wenn die Nitrifikation durch mangelnde Bakterientätigkeit nicht optimal abläuft? Wie gesagt, mein N-Wert ist kaum nachweisbar, bzw. liegt zwischen 0-5 (###-Test).


    Die Pflanzen (Limnophila, Myriophyllum, Hygrophila, Bacopa)wachsen sehr langsam, an der Oberfläche flutende, Pflanzenteile, z.B. Rotalla wallichii, sind mit dunkelgrauen Schmieralgen (Blaualgen) befallen. Besonders Limnophila wirkt grau/gelb und ist schwachwüchsig.
    Daten:
    GH:8
    KH:4
    PH:6,5
    Fe: <0,25mg/l
    PO4:<0,1mg/l
    Licht: 3x39Watt T5


    Danke, P. Alsen

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    Hallo,


    Unter welchen Umständen könnte sich (zuviel) Nitrit bilden? Nitrat ist meines Wissens nach das Endprodukt der Nitrifikation. Meinen Sie, dass u.U. das in Eudrakon N enthaltene Ammoniumnitrat und der Harnstoff nicht von den Pflanzen aufgenommen wird und nicht in Nitrat, sondern in Nitrit umgewandelt werden könnten?

    wenn die Pflanzen kein Ammonium/Harnstoff verbrauchen und die Nitrifikation gestört ist oder noch nicht funktioniert (neues Becken bsp.), dann könnte u.U. sich etwas Nitrit bilden.
    Ebenso, wenn man die Pflanzen, bzw. die Nitrifikanten durch eine Überdosierung von Eudrakon N überfordert.
    Sie können mir aber glauben, daß die empfohlene Dosierung von Eudrakon N einen großen Sicherheitsfaktor enthält.

    Zitat

    Kann es also trotz niedriger Nitrat - Werte zu einer Nitrit Überbelastung/Vergiftung kommen, u.U. wenn die Nitrifikation durch mangelnde Bakterientätigkeit nicht optimal abläuft? Wie gesagt, mein N-Wert ist kaum nachweisbar, bzw. liegt zwischen 0-5 (###-Test).

    Da der Hauptteil des Stickstoffs schon in Nitratform vorliegt eher nicht so wie von Ihnen beschrieben, sondern eher bei einem rasch steigenden Nitratwert, weil hier die Zugabe deutlich größer wäre, als der Verbrauch durch die Pflanzen.

    Zitat

    Die Pflanzen (Limnophila, Myriophyllum, Hygrophila, Bacopa)wachsen sehr langsam, an der Oberfläche flutende, Pflanzenteile, z.B. Rotalla wallichii, sind mit dunkelgrauen Schmieralgen (Blaualgen) befallen. Besonders Limnophila wirkt grau/gelb und ist schwachwüchsig.

    Diese Form des Blaualgenbefalls hat man sehr häufig bei einem latenten Stickstoffmangel. Ein Zeichen für Stickstoffmangel ist ja eine Chlorose.

    Zitat

    PO4:<0,1mg/l

    Der PO4-Gehalt ist ja auch sehr niedrig, evtl. müßte auch der ein wenig angehoben werden.
    Ihre Beleuchtung ist ja doch recht kräftig.

  • Hallo Herr Kremser,
    danke für die schnelle Antwort. Ich hatte vergessen anzugeben, dass es sich um ein 250L Becken (100x50x50) handelt, somit 0,5W T5/L +Reflektoren. Dann liegt wohl doch ein enormer N und P Verbrauch vor. Ich werde die Dosierung schrittweise erhöhen. Das Becken läuft seit 1,5 Jahren, vor ca. 3Monaten wurde die Beleuchtung von 2x39Watt auf 3x39 Watt erhöht, die Wachstumprobleme setzten schleichend ein, wie Sie es auf Ihrer Homepage beschreiben.
    Gruß P. Alsen

  • Hallo Herr Kremser,
    durch die Erhöhung von N und P (15mg/l und 0,5-1mg/l) hat sich das Pflanzenwachstum radikal verbessert. Die Limnophila aquatica muss ich nun wieder 1-2 mal (!) wöchentlich kürzen, sie hat einen enormen Durchmesser bekommen und hat haarfeine, sattgrüne Fiederblätter. Dennoch bleibt ein kleines Problem: An einigen Blattspitzen, insbesondere direkt unter der Oberfläche bilden sich an den Blattspitzen feingefiederter Pflanzen leichte Schmieralgen, die sich leicht "abwedeln" lasssen, aber nach einigen Stunden wieder da sind. Das Pflanzenwachstum könnte aber eigentlich nicht besser sein! Haben Sie eine Idee, was zuviel/zuwenig im Wasser sein könnte?
    Viele Grüße, P. Alsen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    An einigen Blattspitzen, insbesondere direkt unter der Oberfläche bilden sich an den Blattspitzen feingefiederter Pflanzen leichte Schmieralgen, die sich leicht "abwedeln" lasssen, aber nach einigen Stunden wieder da sind. Das Pflanzenwachstum könnte aber eigentlich nicht besser sein! Haben Sie eine Idee, was zuviel/zuwenig im Wasser sein könnte?

    Blaualgen können sich auch heterotroph ernähren, was heißt, daß sie auch höhermolekulare Stoffe, wie das auch Bakterien machen, aufnehmen können.
    Die Triebspitzen kräftig wachsender Pflanzen verlieren nachweislich erhebliche Mengen Zucker, zudem ist das Wasser um die Triebspitzen an Stickstoff verarmt - ideales Milieu für Blaualgen.
    Am besten hilft hier eine Verstärkung der Strömung oder eine noch stärkere Anhebung des Stickstoffgehalts des Wassers, mit den Risiko, daß sich andere Algen darüber freuen.
    Man kann aber auch damit leben, da die Blaualgen aus den Triebspitzen keinerlei Tendenz zeigen, sich über das Becken auszubreiten.

  • Hallo Herr Kremser,
    vielen Dank zunächst für Ihre Antwort. Ich möchte Sie weiter um Unterstützung bitten. Ich habe etwas Bammel davor, den Nitratgehalt zu erhöhen. Allerdings habe ich jetzt in einem anderen Becken das selbe Problem und kann noch genaueres dazu sagen: Nach einer einmaligen, ausschließlichen Erhöhung des Phospatgehalts machten die Pflanzen,insbesondere Limnophila aquatica, enorme Zuwächse. Jetzt, nach ca. drei Wochen, setzt auch hier schleichender Schmieralgenwuchs ein, der sich zumTeil auch in unteren Regionen zeigt. Allerdings nur an den Pflanzen, nicht auf dem Bodengrund. Morgens sind die Beläge kaum vorhanden, dann brennt das Licht zunächt mit 50% für zwei Stunden -auch kaum Algen. Zum Abend, nach ca. 6 Stunden 100% Beleuchtung sind die Algen dann deutlich zu sehen und assimilieren auch.
    Der Nitratwert liegt bei 5-10mg/l, genauer kann ich meinen J*L Test nicht ablesen, Phosphat bei 0,1- 0,25mg/L.
    Meiner Meinung nach kann es nur mit dem Wachstumsschub zusammenhängen.


    In meinem anderen Becken habe ich eine dreitägige Dunkelkur, begleitet mit Pro###on 707, durchgeführt die Algen sind (zunächst) verschwunden.


    Auf welchen Wert sollte ich Nitrat aufdüngen? Auch schrittweise um 1mg/l am Tag? Mich würde zudem interessieren, ob Sie etwas über die Zusammenhänge der Verhältnisse der Nährstoffe untereinandersagen können. Das heißt, wenn ich den Wert x bei Phosphat habe, sollte ich den Wert x bei Nitrat haben, um keine Schmieralgen zu bekommen. Denn eigentlich halte ich die empfohlenen Werte ja ein...Also warum Nitrat zudüngen, wenn es noch vorhanden ist? Bitte nicht als Kritik auffassen, ich möchte es nur verstehen...
    Vielen Dank, P. Alsen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Der Nitratwert liegt bei 5-10mg/l, genauer kann ich meinen J*L Test nicht ablesen, Phosphat bei 0,1- 0,25mg/L.
    Meiner Meinung nach kann es nur mit dem Wachstumsschub zusammenhängen.

    warum bei diesem Nitratwert trotzdem Blaualgen auftreten, kann ich mir auch nur damit erklären, daß im Wasser direkt an der Pflanze doch deutlich weniger Nitrat zu messen wäre.

    Zitat

    In meinem anderen Becken habe ich eine dreitägige Dunkelkur, begleitet mit Pro###on 707, durchgeführt die Algen sind (zunächst) verschwunden.

    Protalon ist eine zweischneidige Sache: es enthält reichlich Kupfer!

    Zitat

    Auf welchen Wert sollte ich Nitrat aufdüngen? Auch schrittweise um 1mg/l am Tag?

    Das reicht in vielen Becken, manchmal bedarf es aber in Becken mit sehr intensivem Wuchs etwas mehr.

    Zitat

    Mich würde zudem interessieren, ob Sie etwas über die Zusammenhänge der Verhältnisse der Nährstoffe untereinandersagen können. Das heißt, wenn ich den Wert x bei Phosphat habe, sollte ich den Wert x bei Nitrat haben, um keine Schmieralgen zu bekommen. Denn eigentlich halte ich die empfohlenen Werte ja ein...Also warum Nitrat zudüngen, wenn es noch vorhanden ist? Bitte nicht als Kritik auffassen, ich möchte es nur verstehen...

    Zu diesem Verhältnis gibt es reichlich Überlegungen: man nennt diesen Quotienten "Redfield-rate". Sie werden sowohl hier im Forum als auch sonst im IN reichlich Lesestoff dazu finden.
    Man muß nur bei der Berechnung obacht geben, ob die Werte als molare Mengen Stickstoff und Phosphor, oder als eher für Aquarianer geeignete Mengen in mg/l anzugeben sind.
    Kurz zusammengefasst neigen Aquarien mit zu wenig Nitrat zu Blaualgen, mit zuwenig Phosphat zu Grünalgen. Beim "idealen" Wert ist das Algenwachstum minimiert, das Pflanzenwachstum optimiert.
    Mein Rat wäre nur, das auch nicht zu eng zu sehen. Es gibt durchaus noch mehr Einflußfaktoren.