Mangan verschwindet

  • Hallo zusammen,


    ich habe seit Jahren Probleme mit dem Pflanzenwuchs. Es zeigen sich Interkostalchlorosen an den mittleren Blätter, verdrehte Triebspitzen, schlechte Färbung roter Pflanzen und starke Nekrosen an den mittleren bis älteren Blättern.


    Ich habe fast alles gängigen Dünger ausprobiert u.a. auch Kramerdrak und Ferrdrakon. Ich habe von Leitungs- auf Osmosewasser umgestellt, die Probleme blieben.

    Dann habe ich mehrfach Wasserproben ins Labor geschickt. Das Ergebnis war bis auf einen Punkt komplett unauffällig. Der Punkt war ein kaum nachweisbarer Mangangehalt im Verhältnis zu den restlichen Micronährstoffen. Es lag also jedes Mal ein krasses Missverhältnis von Mn zu den restlichen Micros vor.

    Ich habe allerdings keine Ahnung warum.

    Das Becken hat 400 Liter und zwei große Filter jeweils mit Bims gefüllt. Bodengrund ist Soil. Licht ist 4x 80 Watt T5 mit 865 und 840.

    Ich habe eine niedrige kh von um die 0,5 und fahre niedrige Po4 Werte. Die Gh ist meist so um 7-8. Hat jemand ne Idee warum nur das Mangan so stark ausfällt?


    Gruß

    Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    rein von der chemischen Seite ist es für mich nicht ohne weitere verständlich, warum Mangan stärker von Ausfällungsprozessen betroffen sein sollte als Eisen. Im Normalfall würde ich das nahezu immer für unwahrscheinlich halten.

    Die Eisenhydroxide sind viel schwerlöslicher als Manganhydroxide und der photochemische Abbau der Stabilisatoren des EDTA-Typs sollte letztlich Fe und Mn mehr oder weniger gleich stark betreffen.


    Ich denke einmal laut nach:


    Soil: enthalten oft Zeolithe. Ist hier einer dabei, der genau auf Mangan passt?

    Sehr große oxidative Filter bauen evtl. Teile der Stabilisatoren ab. Gerade so viel, dass Eisen und Mangan aufgrund der größeren Stabilität der Eisenkomplexe umkomplexieren und dann nur Mangan betroffen ist? Evtl. möglich, aber sehr unwahrscheinlich.

    Das kann ja auch nur sehr selten passieren. Ich habe nur einen einzigen sonstigen Kunden, der ähnliches berichtet (d.h. Probleme mit der Manganversorgung hat). Wenn das regelmäßig statt finden würde, müsste es deutlich mehr Probleme in der Richtung geben.


    Die niedrige KH und der resultierende niedrige pH (wie hoch ist er denn?) sollten eigentlich auch ohne Chelatoren ein Ausfällen von Mangan bremsen.


    Ich könnte Ihnen natürlich gerne eine reine Mangan-Chelat-Komplex-Mischung zur Verfügung stellen. Auch stabilisieren Humin- und Fulvosäuren wie in Fulvodrakon zusätzlich. Das greift aber wahrscheinlich nicht an der Ursache des Problems. Versuchen könnte man es trotzdem.

  • Hallo Herr Kremser,


    zunächst mal vielen Dank, dass Sie sich mit meinem Problem beschäftigen. Ich bin mittlerweile ganz schön verzweifelt, da ich schon sehr sehr vieles ausprobiert habe und wahre Unsummen für Technik, Wassertests und verschiedenste Düngemittel ausgegeben habe. Ich bin für jeden Tipp und jede Anregung dankbar.


    Ich dünge jetzt seit knapp einer Woche mit Eudrakon N und Kramerdrak. Po4 habe ich jetzt erst mal nicht gedüngt. Den Bims im Filter habe ich mittlerweile durch Filterschwämme ersetzt.


    Ich frage mich wie zuverlässig ist so ein Labortest? Die Wasserprobe wurde in einen Kunststoffbehälter gefüllt und mit der Post zur Analyse eingeschickt. Das Ergebnis kam dann eine Woche später. Ich habe bei diesem Ergebnis auch bereits an Messfehler gedacht. Aber die Pflanzenmängel passen schon sehr gut zu Manganmangel. Bilder liefere ich noch nach. Ich habe auch mal eine MnSo4 Lösung mit 0,005 mg/l zugegeben. Das führte allerdings sehr schnell zum Einrollen der jüngsten Blätter.

    Auffällig ist außerdem, dass reine Fe Gaben mittels Fe-DTPA oder Fe-Gluconat sowie hohe CO2 Werte die Symptome jeweils massiv verschlimmern.


    Bei dem Soil handelt es sich um Tropica Soil. Der ist bekannt und häufig genutzt. Wenn der Mangan binden würde, wären mehr ähnliche Berichte in Foren zu finden.

    Mein pH liegt übrigens bei 5,7. Die Temperatur liegt bei 24 Grad.


    Ich hätte noch Drak Schwarztorfgranulat da. Davon könnte ich etwas in den Filter packen. Oder wäre Fulvodrakon sinnvoller? Haben Sie noch weitere Tipps zur Stabilisierung von Micronähstoffen?


    Könnte man die Beleuchtung noch verbessern für stabilere Micros? Evtl. rotlastiger?


    Mit freundlichem Gruß


    Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Huminstoffe sind auf jeden Fall sinnvoll, egal ob vom Torf oder via Fulvodrakon.

    Wenn die Proben ohne Luftblase eingeschickt werden, sind sie recht zuverlässig. Trotzdem können natürlich in der Zeit zwischen Probennahme und Analyse Veränderungen passieren. In der Regel nehmen die Labore immer die gefilterte Testlösung, evtl. Ausfällungen und Bodensätze werden, sofern nicht ausdrücklich so angefordert, nicht mit erfasst.
    Der Eisengehalt ist mit 0,3 - 0,4 mg/l bereits deutlich erhöht und es dürfte wie beobachtet Mangelsymptome verschärfen, wenn man singulär weiteres Eisen hinzufügt. Der Manganwert sollte, wenn er der Düngerzusammensetzung folgt, ja bei ca. 40 % der Eisenkonzentration liegen und nicht bei nahezu Null.


    Was mich aber verblüfft und irritiert, ist der recht hohe Wert für das Schwermetall Barium. Irgendeine Erklärung, warum das in so hoher Menge auftaucht? Die Konzentration ist immerhin deutlich höher als die der mit den Düngern zugeführten Spurennährstoffe Kupfer und Zink.

  • Hallo Herr Kremser,


    wo das Barium her kommt kann ich leider auch nicht sagen.

    Das Osmosewasser hat einen Leitwert von 6 Mikrosiemens. Da dürfte nicht mehr viel drin sein. Sonst kommen nur noch das Aufhärtesalz, Dünger und Fischfutter ins Becken. Als Kontaktmaterialien kommen noch der Soil und das Bimsgestein aus dem Filter in Frage. Von meinen insgesamt 4 Wasseranalysen haben lediglich die letzten beiden einen erhöhten Bariumwert. Damit dürften Futter und Dünger als Ursache rausfallen. Ich hab am ehesten noch das Aufhärtesalz im Verdacht und werde es mal wechseln.

    Haben Sie noch nen Tip für die Beleuchtung? Sind die Chelate unter blaulastigen Farbtemperaturen z.B. 6500 K instabiler als bei rotlastigeren z.B. 4000 K?

    Besteht die Möglichkeit bei Ihnen einen reinen Mn-Dünger zu erwerben? Vielleicht auch mit einem stabilen DTPA Anteil?


    Gruß

    Sebastian Assenmacher

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    evtl. wäre auch vulkanisches Bimsgestein eine Quelle? Wie auch immer, dass diese Menge toxisch ist, ist eher unwahrscheinlich, insbesondere wenn auch noch Chelatoren von Dünger oder Wasseraufbereiter im Becken sind, eher ungewöhnlich.


    Farbtemperatur: Fe-EDTA adsorbiert auch schon blaues und violettes Licht. Aus diesem Grund und aufgrund weiterer Überlegungen, ist eine Lichtquelle um die 4000 K, falls möglich, zu bevorzugen.


    Ich kann Ihnen da mit Mangan gerne zwischendurch mal zusammenmischen, was Sie gerne haben möchten. Einfach genau beschreiben, wieviel, welche Konzentration, welcher Chelator in welchem Anteil, dann ist das kein Problem. Einfach direkt per E-Mail an mich.