Krüppelwuchs bei Microsorium (Javafarn)

  • Hallo,
    bei meinem Becken wächst der Javafarn nicht mehr. Alle neuen Triebe sind verkrüppelt (siehe Fotos). Wer kann mir helfen?


    Daten:
    Beckengröße 480l
    Bodengrund Quarzsand
    Bepflanzung Javafarn und einige wenige Muschelblumen als Schwimmpflanzen
    In Betrieb seid 4 Monaten
    HMF 30x60cm, 600l/h
    2x Strömungspumpe mit Vorfilter (schnellfilterpatrone), je 1000l/h (zeitweise im Betrieb)
    Besatz: 9 Pseudotropheus demasoni, 9 Labidachromis caeruleus, 7 Pseudotropheus saulosi, 2 Ancistrus
    Wasserwerte (Tröpfchentest):
    GH 13
    KH 8
    PH 7,4
    FE 0,2
    NO2 nn
    NO3 nn
    PO4 nn
    NH4 nn
    Wasserwechsel 1x wöchentlich 50%
    Dünger täglich 7ml Ferrdrakon


    Da ich dachte, der Krüppelwuchs beruhe auf Nitrat oder Phosphatmangel, hatte ich versuchsweise mit Eudrakon N und Eudrakon P gedüngt. Ich hatte dann Werte von NO3 10 und PO4 0,25. Das einzige was kam, waren Blaualgen auf dem Sand und einige Grünalgen. Nach absetzen von Eudrakon N/P und reichlich Wasserwechsel sind die meisten Blaualgen wieder verschwunden. Javafarn will aber immer noch nicht richtig....

  • Hallo,
    hatte ich fast vergesen: Beleuchtung 2 x 58Watt, gedimmt auf 70%, (Osram 860 und Osram 880) - also schon sehr kühles Licht. Sollte ich vielleicht eine wärmere Lichtfarbe (z.B. Osram 830) dazu wählen?
    Gruß
    Dietmar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    da ist keine einzige schnellwüchsige Pflanzen drin, für meine Dafürhalten sollte ein Eisenwert von 0,05 mg/l nicht überschritten werden. Evtl. ist das schon für die Verkrüppelungen verantwortlich.
    Es könnte aber auch ein Kaliummangel sein, bei den Nitrat und Phosphat-Werten wäre das stark zu vermuten.
    In dem Becken sind keine Pflanzen die ein reichliches Angebot an NO3 und PO4 umsetzen können, daher die Reaktion mit heftigem Algenwuchs nach Zugabe von Eudarkon N/P.
    Eudrakon P könnte man als Stoßdüngung alle 2Wochen verabreichen. Einen Wert von 0,25 mg/l einstellen für 1 oder zwei Tage, dann mit dem Wasserwechsel wieder entfernen. Pflanzen können große MEngen von PO4 über lägere Zeit speichern.
    Eudrakon N würde ich dann in der restlichen Zeit aber nur trofenweise einsetzen.
    Evtl. wäre auch ein Ersatz von Ferrdrakon durch Ferrdrakon K zu überlegen.


    Dieses Becken bracuht ein ganz individuelles Düngekonzept - es ist nun mal kein typisches Pflanzenbecken wie man unschwer auf den Bildern erkennt. D.h. es erfordert auch etwas eigenständiges Experimentieren, ich kann von hier nur Anregungen und Vorschläge machen.

  • Andreas Kremser schrieb:
    -------------------------------------------------------
    > ... 840 täte es auch ....


    Hallo,
    dann werde ich als Erstmaßnahme die Osram 880 durch eine 840 ersetzen und ...





    > ... sollte ein Eisenwert
    > von 0,05 mg/l nicht überschritten werden ...


    ... Ferrdrakon etwas sparsamer einsetzen, um den Eisenwert bei max. 0,05 zu halten.


    Erst einmal danke für die Tips.


    Gruß
    Dietmar

  • Hallo Dietmar,


    kleine Ergänzung: Wenn dir die Lichtfarbe zusagt, belasse sie wie sie ist. Daran liegen die Probleme nicht. Ich vermute ebenso wie Andreas die Ursache eher in zu hohen Spurenelementmengen: Reduziere die tägl. Düngemenge auf 3 bis 4ml, da dein Aq. mit 0,24W/L sehr schwach beleuchtet wird bei gleichzeitig geringem und langsam wachsenden Pflanzenbesatz. Erst mit einer Aufhebung der Dimmung wird wahrscheinlich zusätzliche, aber gering dosierte N/P-Gabe erforderlich.


    Gruß,
    Detlef

  • Hallo Detlef,
    danke für den Tip. Die Lichtfarbe gefällt mir so nämlich ausgezeichnet. Die zwei 58W Röhren machen wirklich ordentlich viel Licht (Reflektoren sind auch noch drauf) - vielleicht auch noch optisch begünstigt durch die 6000 und 8000 Kelvin Lichtfarben.
    Ohne Dimmung fand ich das Becken daher viel zu hell ausgeleuchtet. Ich hatte auch den Eindruck, dass es den Fischen zu grell war, da sie sich meistens zwischen den Steinen versteckt hatten. Im übrigen hatte ich gelesen, dass das Javafarn doch auch nicht besonders lichtbedürftig sei.
    Das mit dem Dünger leuchtet ein, zumal der FE-Wert zweitweise sogar bei 0,4 lag.
    Da Andreas ja sogar max. 0,05 mg/l FE empfiehlt, werde ich das jetzt einmal umsetzen und regelmässig kontrollieren.
    Viele nette Grüße
    Dietmar

  • Hallo,
    noch eine weitere Frage zu meinem Becken:
    Welche Beleuchtungsdauer würdet Ihr mir empfehlen? Die üblichen 10 bis 12 Stunden an einem Stück, oder lieber 5-4-5 (mit Mittagspause)?
    Gruß an alle Aquarianer
    Dietmar

  • Hallo Dietmar,


    10 bis 11 Stunden Beleuchtungsdauer sind völlig ausreichend. Eine Lichtpause entspricht nicht natürlichen Verhältnissen und unterbricht die Photosynthese zu einem Zeitpunkt (oft gehörter Ratschlag: nach 4 oder 5 Stunden) an dem Pflanzen gerade zur "Hochform" auflaufen. Sollte Algenwuchs durch eine Lichtpause geringer werden, dann erreicht eine zuvor durch Photosythese=Kohlendioxidverbrauch abgesunkene CO2-Konzentration in dieser Zeit wieder eine ausreichende Höhe. Lichtunterbrechung kann also nur dann eine (Not-)lösung sein, wenn aus irgendwelchen Gründen nicht genug CO2 ins Aq. eingebracht werden kann.


    Gruß,
    Detlef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    abgesehen davon, daß ein Aquarium nie natürlich ist, und man durch die unreflektierte Nachahmung "natürlicher" Verhältnisse nur Reinfälle erleben wird (ein Aquarium ist nunmal ein künstlicher Lebensraum), so sind zwischenzeitliche Dunkelphasen durchaus ein natürliches Phänomen. Ich würde dazu raten mal die Beleuchtungsdaten während eines tropischen Gewitters zu messen!
    Eine gleichmässige Beleuchtung von 6 bis 18 Uhr, immer in der selben Lichtfarbe, jahraus, jahrein - das ist unnatürlich, wenn man die Vokabel schon verwenden will.


    Davon abgesehen kenne ich keine Schilderungen, wo die Mittagspause jemals geschadet hätte, schlimmstenfalls bringt sie nicht die erhofften Vorteile. Ein Wundermittel gegen Algen ist und war sie noch nie.


    Ich plädiere auch für eine Mindesttageslänge von 12 h, ich persönlich habe schon immer zwischen 14 und 16 h am Tag beleuchtet.

  • hi,


    das mit der mittagspause hab ich irgendwann mal gelesen, soll den pflanzen nichts ausmachen, aber angeblich soll es den algen nicht gut bekommen.


    ich beleuchte seit 4 jahren mit pause - und ich kann nicht wirklich bestätigen, ob es gut oder schlecht ist :)


    aber, ich hatte nie algen


    ich habe eine pause von 14-15 uhr drin, um von 8 bis 22 uhr beleuchten zu können. aber nur, weil ich nach der arbeit noch gerne was von meinem aquarium haben möchte :)


    ich würde eine pause einstellen, auch wenn es sicher keinen kurzfristig sichtbaren erfolg bringt.

  • Hallo,



    >ein Aquarium ist nunmal ein künstlicher Lebensraum< und >so sind zwischenzeitliche Dunkelphasen durchaus ein natürliches Phänomen< und >Eine gleichmässige Beleuchtung von 6 bis 18 Uhr, immer in der selben Lichtfarbe, jahraus, jahrein - das ist unnatürlich<


    Auch unter aquaristischen Bedingungen sollten physiologische Abläufe von und in Pflanzen beachtet und möglichst naturnahe Bedingungen geschaffen werden. Das ist mit willkürlichen Unterbrechungen der Lichtphase nicht der Fall (Lesetipp: Christel Kasselmann, "Pflanzenaquarien gestalten", Kosmos 2001, S. 18). Absolute Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsdauer und immer gleichbleibende Lichtfarbe sind ebenso unnatürlich. Aber mit T5 Vollspektrumröhren und der Nachbildung natürlichen Farbgangs mit Warmtonröhren zu Beginn und Ende der Lichtphase gelingt die Annäherung an Intensität und Spektrum natürlichen Lichts bereits recht gut. Das Problem liegt eher darin, daß offenbar viele Aquarianer Dunkelphasen tatsächlich als "Wundermittel" gegn Algen ansehen. Schließlich kommt diese Empfehlung von einem renommierten (Pflanzen-) Anbieter der Branche. Man sorge für ordentlichen Pflanzenwuchs u.a. durch gute CO2-Versorgung, dann erweist sich diese Hilfskrücke als überflüssig. Wer allerdings damit Erfolge zu haben glaubt, kann damit natürlich weitermachen.


    >Ich würde dazu raten mal die Beleuchtungsdaten während eines tropischen Gewitters zu messen!<


    Ich würde dazu raten, die Sauerstoffabgabe (ein Abfallprodukt und sichtbares Zeichen der Assimilation) unmittelbar vor und nach Abschalten des Lichts für die "Dunkelpause" zu beobachten. Unter Zuhilfenahme von Licht, Wasser, CO2 und anderen Nährstoffen bauen Pflanzen Biomasse auf. In der Natur wie im Aq. kommt dieser Prozess bei Dunkelheit zum Stillstand. Wer an optimalem Pflanzenwachstum interessiert ist, kann Lichtunterbrechungen nicht gutheißen. Im übrigen reduziert sich die Lichtintensität bei einem tropischen Gewitter nicht auf Null wie beim Ausschalten der Beleuchtung.


    Über Mindestbeleuchtungsdauern gibt es verschiedene Ansichten. Amano ist mit 10 Stunden äußerst erfolgreich, Kasselmann empfiehlt 12-13 Std., viele Pflanzen zeigen Assimilationsbeginn und -ende durch Änderung der Blattstellung an. Pflanzen aus gemäßigten Breiten assimilieren länger als tropische/subtropische Pflanzen. Beispiele: Ludwigia arcuata ca. 13.5 Std., Eusteralis/Pogostemon stellata ca. 12 Std.
    Manchmal wird behauptet, daß Beleuchtungslängen über 11-12 Stunden hinaus nur noch dem Algenwachstum förderlich ist.



    Gruß,
    Detlef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    > Auch unter aquaristischen Bedingungen sollten
    > physiologische Abläufe von und in Pflanzen
    > beachtet und möglichst naturnahe Bedingungen


    ich stör mich wirklich extrem an dem Begrif naturnah. Die Bedingungen müsen pflanzengerecht gestaltet werden, dazu ist in einem küsntlichen Lebensraum oft eine erhebliche Abweichung von den natürlichen Gegebenheiten notwenig. Ansonsten müßte man beispielsweise alle Punkte wie auch einen mehrhundert-%igen Wasseraustausch bei Pflanzen aus Fließgewässern sicherstellen.


    > geschaffen werden. Das ist mit willkürlichen
    > Unterbrechungen der Lichtphase nicht der Fall
    > (Lesetipp: Christel Kasselmann, "Pflanzenaquarien
    > gestalten", Kosmos 2001, S. 18).


    Frau Kasselmann ist der Crack wenn es um Systematik geht. Ihre Angaben zur Pflanzenpflege sind für mich aber teilweise nicht nachvollziehbar. In dem einen oder anderen Punkt habe ich sie auch schon persönlich wiederlegt (die Praxis gibt recht).
    Ihre Ausführungen zu HQI-Beleuchtung werden inzwischen auch tausendfach wiederlegt.


    > Das Problem
    > liegt eher darin, daß offenbar viele Aquarianer
    > Dunkelphasen tatsächlich als "Wundermittel" gegn
    > Algen ansehen. Schließlich kommt diese Empfehlung
    > von einem renommierten (Pflanzen-) Anbieter der
    > Branche. Man sorge für ordentlichen Pflanzenwuchs
    > u.a. durch gute CO2-Versorgung, dann erweist sich
    > diese Hilfskrücke als überflüssig.


    Sehe ich genauso; aber um jetzt D.. zu verteidigen, die Dunkelpause ist nur ein Punkt unter 11 oder 12 anderen aufgeführten, die alle das Ziel haben, den Pflanzenwuchs zu verbessern. Wer da angefangen hat die Dunkelpause als Wundermittel zu stilisieren läßt sich wohl nicht mehr klären.


    > Im übrigen
    > reduziert sich die Lichtintensität bei einem
    > tropischen Gewitter nicht auf Null wie beim
    > Ausschalten der Beleuchtung.


    Erst mal wird es im Aquarium nach Abschalten der Hauptbeleuchtung auch nicht komplett dunkel (jedenfalls tagsüber), zum anderen würde ich ein Lichtintensität von 500 - 900 Lux vs. 60.000 - 100.000 bei Sonnenschein schon als quasi komplett dunkel bezeichnen.


    > Manchmal wird behauptet, daß Beleuchtungslängen
    > über 11-12 Stunden hinaus nur noch dem
    > Algenwachstum förderlich ist.


    Ich sprach von praktikablem Beleuchtungsdauern, nicht der unbedingt erforderlichen Mindestdauer. Schließlich brauche ich ja auch Zeit um ins Becken schauen zu dürfen, wenn ich Feierabend habe.
    Ich kann zumindest mit meinen Becken nicht bestätigen, daß längere Beleuchtungsdauern Algen fördern würden, wer das beobachtet, hat zusätzlich noch andere Probleme.

  • Hallo,



    >Frau Kasselmann ist der Crack wenn es um Systematik geht. Ihre Angaben zur Pflanzenpflege sind für mich aber teilweise nicht nachvollziehbar. In dem einen oder anderen Punkt habe ich sie auch schon persönlich wiederlegt (die Praxis gibt recht).
    Ihre Ausführungen zu HQI-Beleuchtung werden inzwischen auch tausendfach wiederlegt<


    Jeder schreibt aufgrund eigener Erfahrung, so lange bis endlich mehr wissenschaftlich eruierte Daten und Fakten vorliegen. Leider finden sich häufig Wiederholungen der immer gleichen Mythen. Welche deiner praktischen Erfahrungen haben in welchen Punkten dazu beigetragen, Kasselmann zu widerlegen? Welche von Kasselmann's Ausführungen zu HQI wurden wie widerlegt?


    >Schließlich brauche ich ja auch Zeit um ins Becken schauen zu dürfen, wenn ich Feierabend habe<


    Mit Dimmungselektronik, die eine schwache Helligkeit halten kann, sind (auch ohne pflanzenübliche Assimilationszeiten zu überschreiten) faszinierende Einblicke ins Aq. möglich bis spät in den Abend hinein.



    Gruß,
    Detlef